Wir alle haben inzwischen gehört, dass der öffentliche Verkehr viele Talente hat: Er sorgt für Mobilität und Erreichbarkeit, hilft bei der Bekämpfung des Klimawandels, macht Städte lebenswerter, erhöht die Effizienz und verhindert Staus. Ein echter Verkehrsheld.
Aber das ist noch nicht alles. Neben diesen bekannten Vorteilen bringt der öffentliche Nahverkehr viele weitere – oft übersehene – Vorteile für Gesellschaft und Wirtschaft. Hier sind fünf Vorteile, die Sie vielleicht noch nicht auf Ihrem Schirm hatten.
1. Der öffentliche Verkehr generiert mehr Geld, als er kostet
Die Instandhaltung der Infrastruktur, die Bezahlung von Fahr*innen, Reinigungskräften, Reparatur- und Servicepersonal, der Kauf neuer Fahrzeuge, der Bau von Haltestellen – der öffentliche Nahverkehr ist teuer, oder? Aber was wäre, wenn ich Ihnen sagen würde, dass der öffentliche Nahverkehr tatsächlich eine Gelddruckmaschine ist?
Der volkswirtschaftliche Nutzen des öffentlichen Verkehrs ist etwa fünfmal so hoch wie die dafür investierten Mittel. In Europa zum Beispiel belaufen sich die jährlichen öffentlichen Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr auf 40 Milliarden Euro. Die ÖPNV-Unternehmen nutzen dieses Geld und tragen zwischen 130 und 150 Milliarden Euro pro Jahr zur Wirtschaft bei. Dies entspricht etwa 1 % des BIP.
Wie ist das möglich? Die Antwort: Investitionen in den öffentlichen Verkehr sind auch Investitionen in die (lokale) Wirtschaft. Die ÖPNV-Anbieter beauftragen oft lokale Unternehmen mit Bau-, Liefer-, Produktions- oder IT-Dienstleistungen. Gute ÖPNV-Verbindungen sorgen zudem dafür, dass Unternehmen für Arbeitnehmer*innen attraktiver werden. Auch der lokale Tourismus profitiert. Darüber hinaus sorgt eine gute ÖPNV-Verbindung für Wertsteigerungen bei Wohnimmobilien. All dies führt zu höheren Steuereinnahmen für die Kommunen.
2. Der ÖPNV hat nicht nur Vorteile, sondern ist ein Innovationsmotor
Ja, Sie haben richtig gelesen. Lange bevor Elektroautos den Mobilitätsmarkt eroberten, beherrschten elektrisch betriebene Straßenbahnen die Straßen. Autonomes Fahren? Auch hier waren die öffentlichen Verkehrsbetriebe Vorreiter und betreiben zum Beispiel in Europa seit Jahrzehnten autonome U-Bahnen.
Die Branche hat sich kontinuierlich an das Leben seiner Nutzer*innen angepasst. Derzeit vollziehen viele öffentliche Verkehrsunternehmen den Wandel zu Mobility-as-a-Service-Anbietern (MaaS), die verschiedene Verkehrsträger mit neuer Technologie, Digitalisierung und Apps kombinieren. Die Idee ist, nicht länger einen statischen Service mit festen Fahrplänen, Bahnhöfen und Fahrzeugen anzubieten, sondern potenziellen Nutzer*innen die Möglichkeit zu geben, mobil zu sein, wann, wo und wie sie wollen. Mobilitätsknotenpunkte, so genannte Mobility Hubs, spielen bei diesen Strategien eine wichtige Rolle.
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3. Der ÖPNV schafft Arbeitsplätze
Der öffentliche Verkehrssektor der EU ist mit 2 Millionen Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber. Die meisten dieser Arbeitsplätze sind relativ sicher, da sie nicht einfach ins Ausland verlagert werden können. Und der Sektor bietet nicht nur hochqualifizierten Personen, sondern auch weniger qualifizierten Menschen Beschäftigungsmöglichkeiten.
Wenn eine Stadt die Wahl hat, entweder eine neue Straße oder neue Gleise zu bauen, sollte die Entscheidung leicht fallen, denn Investitionen in den öffentlichen Verkehr schaffen 25 % mehr Arbeitsplätze als die gleichen Investitionen in Straßen oder Autobahnen.
4. Der öffentliche Verkehr ist das sicherste Verkehrsmittel
Sicher, sicherer, ÖPNV. Von allen Verkehrsträgern sind Bus, Straßenbahn und Zug am sichersten. Im Jahr 2022 starben in Europa 20.600 Menschen bei Verkehrsunfällen. 45% von ihnen saßen in einem Auto, 18% waren zu Fuß unterwegs, 19% mit einem motorisierten Zweirad und 9% mit einem Fahrrad. Auf Omnibusse entfielen dagegen nur 0,5 % der Verkehrstoten. Die Eisenbahn ist sogar noch sicherer als der Bus und gilt daher als das sicherste Verkehrsmittel in Europa.
5. Ein goßer ÖPNV Vorteil: Die Nutzung reduziert Stress
Es gibt mehrere Auslöser für Stress – und öffentliche Verkehrsmittel können gleich mehrere davon bekämpfen.
Viele Menschen hetzen von einer Sache zur nächsten: zur Arbeit fahren, die Kinder abholen, Besorgungen machen, einkaufen… Wenn sie eine oder mehrere dieser Fahrten durch eine Fahrt mit Bus oder Bahn ersetzen, gibt ihnen das Zeit – Zeit mal wieder ein Buch zu lesen, auf diese eine schon viel zu lange ungelesene Textnachricht zu antworten, den Lieblingspodcast anzuhören, mit einer anderen Pendlerin zu plaudern oder einfach zu entspannen.
Darüber hinaus wird die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel häufig mit Gehen oder Radfahren kombiniert, da nur wenige Menschen in unmittelbarer Nähe einer Haltestelle wohnen oder arbeiten. Studien zeigen, dass Menschen, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, sich pro Tag etwa dreimal so viel bewegen wie Menschen, die mit dem Auto unterwegs sind. Das verbessert nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Gesundheit. Busse, Straßenbahnen und Züge ermöglichen Menschen aller Altersgruppen zudem den Zugang zu Freizeit- und Sporteinrichtungen und Erholungsaktivitäten.
Ein bedeutender Auslöser für Stress sind finanzielle Probleme. Ein Auto zu kaufen, zu warten, zu tanken und zu parken ist teuer und zeitaufwendig. Die gute Nachricht ist, dass die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nur 1/16 dessen kostet, was Sie für Ihr eigenes Auto ausgeben müssen. Und es sind die Anbieter, die sich um Inspektionen, Reparaturen, Versicherung und Kraftstoff kümmern.
Öffentlicher Verkehr: Ein echtes Multitalent auch beim Klimaschutz
Der öffentliche Nahverkehr kann Städten und Regionen nicht nur dabei helfen, den Klimawandel, die Verkehrsüberlastung und die Luftverschmutzung zu bekämpfen. Er ist auch ein sehr wirksames Instrument zur Ankurbelung der Wirtschaft, zur Verbesserung der Verkehrssicherheit und der öffentlichen Gesundheit sowie zur Förderung von Innovationen im Mobilitätssektor.
Kennen Sie weitere überraschende Vorteile des öffentlichen Verkehrs? Wir freuen uns über einen Kommentar von Ihnen!
alles richtig
aber in der Politik noch nicht angekommen