Der öffentliche Nah- und Fernverkehr erlebt beispiellose Zeiten. Der Klimawandel und die steigenden Energiepreise rücken immer mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Damit stehen Betreiber*innen und Planer*innen vor der schwierigen Aufgabe, sich mit dieser neuen Realität auseinander zusetzen, wie z. B. Emissionsvorschriften, Wettbewerb (und Zusammenarbeit) mit neuen Mobilitätsdiensten und das sich schnell ändernde Verhalten der Fahrgäste. Der ÖPNV Trend Report 2022 nimmt die drängendsten Fragen der Branche unter die Lupe – aus der Sicht ihrer Fachleute.

Größte Herausforderungen: Servicequalität & Pünktlichkeit

PTTrendsReport2

Für die neue Studie befragte die PTV Group über 700 Branchen-Fachleute aus mehr als 60 Ländern. Für sie liegen die größten Herausforderungen der Verbesserung der Servicequalität (88 Prozent), der Pünktlichkeit (80 Prozent) sowie der Abdeckung und der Erreichbarkeit (80 Prozent). Die Expert*innen sind auch weiterhin besorgt über die Auswirkungen der Pandemie. So sehen 78 Prozent der Befragten auch heute noch die Steigerung der Fahrgastzahlen auf ein Vorpandemie-Niveau als wichtiges Thema an. Auch die Dekarbonisierung der Branche, zum Beispiel die Umstellung auf E-Bus-Flotten, fordert einen Großteil der Befragten (75 Prozent).

Die Bündelung aller Mobilitätsangebote in sogenannten Hubs für nahtlose intermodale Nutzung, wird häufig als eine zentrale Säule der urbanen Mobilität betrachtet. Laut der PTV-Umfrage werden solche Konzepte bisher aber nur wenig umgesetzt. Gerade einmal 19 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Organisation hier schon aktiv ist. Besser sieht es in puncto Sharing-Dienste aus. Mehr als ein Drittel betreiben bereits solche Angebote. Die Hälfte der Befragten zieht zudem einen Wandel vom reinen ÖPNV-Anbieter hin zu einem ganzheitlichen Mobilitätsdienstleister in Betracht.

Welche Anreize fördern den Umstieg auf den ÖPNV?

Es ist eine zentrale Frage der Verkehrswende: Wie lassen sich mehr Menschen davon überzeugen, das Auto öfter zugunsten des öffentlichen Verkehrs stehen zu lassen? Für die Fachleute der ÖPNV-Branche stehen Anreize im Vordergrund: eine verbesserte Erreichbarkeit (95 Prozent), Taktung (95 Prozent) und Anbindung an andere Verkehrsmittel (87 Prozent). Die im Zuge des 9-Euro-Tickets in Deutschland häufig diskutierte günstige Preisgestaltung, spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Gerade einmal 26 Prozent der Umfrageteilnehmenden halten Preissenkungen für den ausschlaggebenden Aspekt.

Chang Shen von der PTV Group erklärt: “Die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs wird oft von kleinen Dingen beeinflusst. Schritte hin zur Qualitätsverbesserung: Mehr Komfort für die Fahrgäste im Vergleich zum Auto, kürzere Umsteigezeiten zwischen den Verkehrsträgern und staatliche Subventionen, um Pendler*innen vor steigenden Energiepreisen zu schützen. Die Betreiber*innen finden die richtigen Maßnahmen, indem sie mit Hilfe von Software verschiedene Szenarien analysieren.”

PTV ÖPNV Trend Report 2022

Veränderungen | Herausforderungen | Chancen| Technologie

Schreibe einen Kommentar