Wir alle sind täglich unterwegs, bewegen uns mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln von A nach B. Die Hauptstrecke ist für viele dabei der Weg zur und von der Arbeit. Dies hat sich zwar in Zeiten von Corona und mobilem Arbeiten verändert, dennoch oder vielleicht gerade deshalb gewinnt das Thema Betriebliches Mobilitätsmanagement (kurz BMM) in vielen Unternehmen an Bedeutung.
Was ist Betriebliches Mobilitätsmanagement?
Betriebliches Mobilitätsmanagement beinhaltet alle Maßnahmen, die Unternehmen einsetzen, um die von ihnen erzeugten Verkehrsströme zu steuern und zu optimieren. „Dabei geht es natürlich um den täglichen Arbeitsweg der Mitarbeiter*innen, aber genauso um Dienstreisen, den Besucherverkehr oder auch die Mobilität innerhalb eines Werksgeländes“, so Petra Strauß, die als Beraterin bei der PTV Transport Consult BMM-Konzepte entwickelt.
Warum Betriebliches Mobilitätsmanagement?
Die Zielsetzungen von Unternehmen für Betriebliches Mobilitätsmanagement sind unterschiedlich. Am Hauptsitz der Drogeriemarktkette dm in Karlsruhe ist BMM beispielsweise schon lange ein wichtiges Thema, um ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen. „Wir möchten den bestehenden Mitarbeiter*innen, aber auch zukünftigen Kolleg*innen, attraktive Angebote im Bereich Mobilität machen, die ihren Arbeitsalltag sinnvoll ergänzen oder erleichtern“, so Philipp Weiger aus dem Mitarbeitermanagement von dm.
Aber auch mögliche Kosteneinsparungen, die Reduktion von Parkplatzbedarf, eine bessere Erreichbarkeit des Unternehmensstandorts und vor allem Nachhaltigkeitsziele, stehen häufig im Vordergrund, wenn es um Betriebliches Mobilitätsmanagement geht. Kein Wunder: 68 % der Deutschen nutzen immer noch das Auto für den Arbeitsweg – Staus zu den Stoßzeiten gehören vielerorts zum Stadtbild. Mit einem guten BMM können Unternehmen einen wichtigen Beitrag zu einer klimafreundlicheren Mobilität in den Städten leisten.
„Eine zukunftsgerichtete Mobilität und ein guter ökologischer Fußabdruck sind Standortvorteile für Unternehmen und spielen heute in der Akquisition von Mitarbeiter*innen sowie deren Zufriedenheit eine immer wichtigere Rolle“, weiß Petra Strauß. „Wenn wir uns die Emissionen im Bereich Verkehr anschauen, entfallen 25% des CO2-Ausstoßes auf Pendelverkehr, 17 % auf Geschäftsreisen. Mit einem nachhaltigeren Mobilitätsverhalten in Unternehmen lässt sich also jede Menge einsparen.“
BMM beim Bau der neuen dm-Zentrale
Beim Bau der neuen dm-Zentrale, die 2019 eröffnet wurde, wurde das Thema Betriebliches Mobilitätsmanagement von Anfang an mitgedacht.
Tanja Wolters aus dem Facilitymanagement bei dm erklärt: „Bereits bei der Planung wurde ein Fokus auf die Lage und die Anbindung des neuen Standortes gelegt. Für uns war es wichtig, dass wir für alle Mitarbeiter gut erreichbar sind und die Rahmenbedingungen vor Ort für jedes Mobilitätsprofil passgenau geschaffen werden.“
So wurde bei der Planung des Gebäudes beispielsweise ein zusätzlicher Eingang berücksichtigt, um möglichst kurze Wege für Mitarbeiter*innen zu ermöglichen, die mit der Bahn zur Arbeit kommen. Neben klassischen Pkw-Parkplätzen wurden Stellplätze mit E-Ladestellen sowie eine große überdachte und nicht frei zugängliche Fahrradgarage inkl. Werkzeug-Servicestation und Ladeschrank für Akkus installiert.
„Die anfängliche Befürchtung, dass die PKW-Stellplätze nicht ausreichen würden, konnte relativ schnell entkräftet werden. Dagegen kommt die Fahrradgarage im Vollbetrieb an ihre Kapazitätsgrenzen“, berichtet Tanja Wolters. „Viele Kolleginnen und Kollegen sind aufs Fahrrad umgestiegen. Das mag damit zu tun haben, dass wir seit 2021 Fahrradleasing über dm anbieten, oder auch damit, dass Duschen, Umkleiden und einen Trockenraum zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund testen und prüfen wir aktuell auch Erweiterungen in diesem Bereich.“
Wie lässt sich BMM im Unternehmen implementieren?
Jedes Unternehmen ist unterschiedlich, mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Fragestellungen sowie individuellen Ansprüchen und Bedürfnissen in Bezug auf Mobilität. Diese sollten bei der Entwicklung eines Konzepts für das Betriebliche Mobilitätsmanagement berücksichtigt werden.
„Bevor konkrete Maßnahmen ausgearbeitet werden können, ist ein erster wichtiger Schritt den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens zu bestimmen. Online-Befragungen von Mitarbeiter*innen können dazu genutzt werden. Sie geben zudem wichtige Hinweise für Verbesserungspotenziale“, sagt die Expertin Petra Strauß.
Der Werkzeugkasten an möglichen Maßnahmen, die dann eingesetzt werden können, ist groß: Von Anreizen für die Nutzung des Fahrrads oder ÖPNVs über Corporate Carsharing und Organisation von Ride Sharing Angeboten bis hin zu Informationskampagnen zur Bewusstseinsbildung der Mitarbeiter*innen. Petra Strauß und ihr Team unterstützen Unternehmen darin, konkrete Methoden und Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen sowie bei der Beantragung von Fördermitteln.
„Gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen MHP und dem Karlsruher Verkehrsverbund haben wir in diesem Jahr in unserer Heimat der TechnolgieRegion Karlsruhe eine Webinarreihe gestartet, um das Thema mehr in den Fokus zu rücken und eine regionale Community zu schaffen“, sagt Petra Strauß. „Betriebliches Mobilitätsmanagement kann einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende leisten – besonders wenn Unternehmen, Arbeitnehmer*innen und Mobilitätsanbieter an einem Strang ziehen.“