Für eine Softwarelösung sind 30 Jahre eine unglaublich lange Zeit: Aber tatsächlich feiert die PTV Group – part of Umovity – in diesem Jahr das 30-jährige Jubiläum der weltweit führenden Verkehrssimulationssoftware PTV Vissim. Was am Institut für Verkehrswesen an der Universität Karlsruhe mit Studien begann, wurde schon bald zu einem globalen Erfolgsmodell.
Mit dem Konzept der Bausteine des Straßennetzes, das Dr.-Ing. Hans Hubschneider (eines der Gründungsmitglieder der PTV) in seiner Dissertation aus dem Jahr 1983 aufzeigte, war der entscheidende Grundstein für ein Simulationswerkzeug gelegt. Die PC-Implementierung der Verkehrsflusssimulation machte die kommerzielle Anwendung außerhalb der Universität interessant: Mit der grafische Benutzeroberfläche auf der Windows-Plattform veröffentlichte die PTV Group schließlich 1993 das offizielle VISSIM 1.00. Seitdem ist das Tool für die multimodale Simulation und den Nachweis der Leistungsfähigkeit von Verkehrsanlagen bei zigtausenden Unternehmen, öffentlichen Verwaltungen sowie in Forschung und Lehre weltweit im Einsatz. Verbesserte Verkehrsflüsse, z. B. durch optimierte Ampelschaltungen, und entschärfte Gefahrenstellen sorgen zudem für mehr Effizienz, weniger Emissionen und mehr Sicherheit.
Best of PTV Vissim: Die längsten Anwendungen
„Eine gute Software entwickelt sich mit ihren Anwendern mit“, ist Matthias Pfriem, PTV Group – part of Umovity – überzeugt. „Weil wir Vissim mit einem sehr kompetenten Team immer mit Blick auf die moderne Mobilität weiterentwickelt und in dessen technischer Basis erneuert haben, können wir auch auf viele sehr langjährige Nutzer*innen stolz sein. Gleichzeitig erschließen wir auch heute noch neue Anwendungsfälle und Nutzergruppen“, so der Produktmanager. Zwei Anwendungen mit der längsten Dauer geben einen Einblick in das frühere sowie das heutige Potenzial der Software.
Die Wurzeln
Der große Entwicklungsschritt zu VISSIM kam 1983 mit der Dissertation von Dr.-Ing. Hans Hubschneider. Er implementierte bestehende und einige neue Modelle für Signalsteuerung und öffentlichen Verkehr in SIMULA-67, einer sehr frühen objektorientierten Programmiersprache, und entwarf ein Simulationswerkzeug, mit dem der Benutzer ein beliebiges Netz aus vordefinierten Bausteinen zusammenstellen konnte, ohne dass eine Programmierung erforderlich war.
WVI – Der besondere Moment mit hoher Überzeugungskraft
„Meinen ersten Kontakt mit Vissim hatte ich bereits in meinem Studium an der TU Braunschweig im Rahmen meiner Studien- und Diplomarbeit“, erzählt Anna Bennecke, Projektleiterin bei der WVI, einer Ingenieur- und Beratungsgesellschaft. „In der an mein Studium anschließenden Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Verkehr und Stadtbauwesen habe ich eine Lehrveranstaltung mit ins Leben gerufen, um den Studierenden einen Einblick in die Welt der Mikrosimulation zu geben. Es war für alle Beteiligten immer ein besonderer Moment, wenn die ersten Fahrzeuge über die Bildschirme fuhren.
Hier bei der WVI setzen wir Vissim als etabliertes Tool in der Verkehrsplanung für Fragestellungen zur Verkehrsabwicklung ein. Insbesondere bei komplexen Verkehrssituationen, die mit den verkehrstechnischen Leistungsfähigkeitsprüfungen des HBS nicht oder nur unzureichend zu bewerten sind, liefert eine Simulation mit Vissim wertvolle Antworten.
Die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern und Verkehrsanlagen lassen sich in der Simulation im Netzzusammenhang darstellen und miteinander koordinieren. Es ist möglich, verschiedenste Auswertungen vorzunehmen, auch über mehrere Knotenpunkte hinweg. Insbesondere bei Ergebnispräsentationen in der Politik und bei Öffentlichkeitsbeteiligungen haben die mit Vissim erzeugten, bewegten Bilder eine hohe Überzeugungskraft.“ Bennecke ergänzt: „Die Anwendung von Vissim ist über die Jahre immer komfortabler geworden. Häufig genutzte Tools stellen in meiner täglichen Arbeit die Schnittstelle zu LISA (Planungssoftware für Lichtsignalanlagen) und das Szenariomanagement dar.“
Landesbaudirektion Bayern – Verkehrsfluss und Verkehrssicherheit
Die Zentralstelle für Verkehrsmanagement (ZVM) bei der Landesbaudirektion Bayern führt effizient und erfolgreich mit VISSIM Verkehrssimulationen für eine optimierte Verkehrsplanung durch. Immet Bakircioglu begleitet schon lange den Einsatz von PTV Vissim in der ZVM: „Wir unterstützen die staatlichen Bauämter im Freistaat durch das Erstellen von Leistungsfähigkeitsanalysen des Istzustands und durch das Simulieren von Planfallszenarien. Bis zur Umstrukturierung zur Autobahn GmbH des Bundes haben wir die Autobahndirektionen Süd- und Nordbayern ebenfalls fachlich oder gutachterlich beraten. Besonders interessant finde ich“, erzählt Bakircioglu, „wenn man nach einer Simulation eine Maßnahme direkt umsetzt, wie bei der Leistungsfähigkeitsanalyse zur Anschlussstelle Sigmarszell (A96/B308/B31) in 2016. Das Ziel war, den Bereich verkehrssicherer zu gestalten und den Unfallhäufungspunkt zu entschärfen. Die Analyse durch Simulation ergab, dass der Bau von Lichtsignalanlagen und die Erweiterung der Fahrbahn im Rampenbereich die wirkungsvollsten Maßnahmen sein mussten – und auch waren.
Grundsätzlich hat sich der Einsatz von PTV Vissim bei uns langjährig bewährt. Die multimodalen Simulationen führen bei der Umsetzung definitiv zu einem verbesserten Verkehrsfluss. Weil wir damit auch verkehrliche Probleme an komplexen Knotenpunkten lösen können, schaffen wir außerdem mehr Verkehrssicherheit. Bei entscheidenden Präsentationen überzeugen nicht zuletzt die 3D-Videoanimationen. Durch unseren Wartungsvertrag setzen wir immer die neueste Vissim-Version mit unbegrenzter Netzgröße und unbegrenzter Anzahl an Lichtsignalanlagen ein.“
Ein Must-have für die nachhaltige Verkehrsführung
Heute umfasst die Software die multimodale Verkehrsflusssimulation auf höchstem Detaillierungsgrad – inklusive der Simulation autonomer, vernetzter Fahrzeuge und ansprechender 3D-Visualisierung. Eine Vielzahl an Auswertungsmöglichkeiten und offener Schnittstellen erlaubt den flexiblen Einsatz zur Beantwortung aller nur denkbaren Fragestellungen rund um die Mobilität. Gerade für das Erreichen der Klimaziele sind die Analysen der Bewegung einzelner Verkehrsteilnehmer von entscheidender Bedeutung. Und auch bei der Neuaufteilung des Straßenraums im Rahmen der Verkehrswende, hilft PTV Vissim, den besten Kompromiss zwischen beispielsweise Pkw- und Radverkehr zu finden. Natürlich begleiten auch besondere Anwendungsfälle die Geschichte der Software. So nutzte beispielsweise Transport for London Vissim für die Verkehrsoptimierung während der Olymischen Spiele 2012. „Im Grunde sollte man,“ erklärt Pfriem, „unseren Beitrag zur Verkehrsplanung, den wir im Hintergrund leisten, gar nicht bemerken. Weil alles dank der vorab durchgeführten Simulation später in der Realität einfach so läuft, wie es soll. Ich bin dankbar, meinen Beitrag zur Weiterentwicklung eines so wichtigen Werkzeugs zur Planung und Verbesserung unserer Mobilität leisten zu können.“
Fakten zu PTV Vissim und zur Verkehrssimulation
- Multimodale Simulation des Verkehrs mit breit parametrierbaren und daher weltweit einsetzbaren Bewegungsmodellen für Fahrzeuge und Fußgänger*innen
- Verbesserter Verkehrsfluss in über 120 Ländern
- Überzeugende Visualisierung und nahtlose Anbindung an externe Softwarelösungen
- In der Simulationssoftware sind präzise, von Bosch erstellte Emissionsberechnungen verfügbar und machen Auswirkungen verkehrlicher Maßnahmen auf Emissionen sichtbar. Neben Luftschadstoffen werden auch der CO2-Ausstoß berechnet und somit die Klimawirkung des Verkehrs optimierbar.
- PTV Vissim Kernel ist eine auf Windows- und Linuxsystemen verfügbare Rechenkern-Version ohne Nutzeroberfläche aber mit der gleichen leistungsfähigen multimodalen Verkehrsflusssimulation.
- Weitere Informationen aus der Pressemeldung
- Demo-Download auf der Webseite