Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen spielen eine entscheidende Rolle dabei, nachhaltiges Pendeln zu fördern. Die Kombination von Rad- und Bahnfahrten ermöglicht es Pendler*innen, längere Strecken zurücklegen. Eine gute und sichere Fahrradinfrastruktur ist dabei entscheidend. Sie ermutigt die Menschen dazu, diese Option in Erwägung zu ziehen.
Pendeln mit Fahrrad und Bahn wird dann attraktiv, wenn zum einen eine gute Fahrradverbindung zwischen dem Bahnhof und dem Start- oder Zielort besteht. Zum anderen ist auch die Parksituation wichtig. Fahrradabstellanlagen müssen leicht zugänglich, sicher und vor Witterung geschützt sein.
Fahrradparken an Bahnhöfen optimieren
Studien der PTV Group sowie andere Studien haben gezeigt, wie man Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen am besten plant und gestaltet. Einige der wichtigen Prinzipien sind:
- Die Nachfrage: Es ist entscheidend, den Bedarf an Fahrradparkplätzen für den eigenen Bahnhof zu kennen. Wie viele Menschen nutzen den Bahnhof jeden Tag? Wie viele kommen mit dem Rad oder könnten in Zukunft mit dem Rad kommen? In Deutschland besteht ein Bedarf von mindestens einer Million zusätzlicher Fahrradabstellplätze an Bahnhöfen. Das ergab eine von der PTV Group im Jahr 2019 im Auftrag der Bundesregierung durchgeführte Studie. Wer dem Bedarf von Rad-Pendler*innen nachkommt, fördert nicht nur den Radverkehr, sondern verringert damit auch Verkehrsstaus und Luftverschmutzung.
- Standort: Fahrradparkplätze sollten strategisch platziert werden – in der Nähe des Bahnhofs und entlang der Strecke, die Pendler*innen häufig nutzen, um den Bahnhof zu erreichen. Dies gewährleistet einen einfachen Zugang für die Nutzer*innen und unterstützt gleichzeitig die Integration von Fahrradparkplätzen in den Plan für aktive Mobilität einer Stadt.
- Komfort: Fahrradabstellanlagen müssen sicher, gut beleuchtet und leicht zugänglich sein, um den Komfort und die Sicherheit der Radler*innen zu gewährleisten. Eine klare Beschilderung ist ebenso wichtig wie Fahrradständer oder weitere Annehmlichkeiten wie verfügbare Fahrradpumpen und Reparaturstationen.
- Gestaltung: Die Gestaltung von Fahrradparkplätzen sollte man an die örtlichen Gegebenheiten anpassen und Faktoren wie Klima und Verkehrsfluss berücksichtigen. Überdachte Fahrradparkplätze schützen bei schlechter Witterung.
- Sicherheit: Fahrradabstellanlagen müssen Sicherheit vor Diebstahl und Vandalismus bieten. Erst dann ist es für Radfahrer*innen attraktiver, das Rad nicht mehr auf der Straße zu parken. Wer sichere Fahrradparkplätze bietet, regt zudem grundsätzlich zu mehr Radfahraktivitäten an.
- Kosten: Diese können je nach Art der Fahrradabstellanlage variieren. Während Fahrradständer im Freien in der Regel erschwinglicher sind, können abschließbare Einheiten eine Investition sein, um das Fahrrad-Pendeln langfristig zu fördern.
Tipps für die Planung von Fahrradparkplätzen an Bahnhöfen
Beachten Sie auch diese zusätzlichen Tipps für die Planung von Fahrradabstellplätzen an Ihrem Bahnhof:
- Beraten Sie sich mit der Gemeinde: Dies hilft Ihnen, die spezifischen Bedürfnisse zu verstehen. Nur so können Sie Fahrradabstellanlagen planen, die den Bedürfnissen der örtlichen Bevölkerung entsprechen.
- Vielfalt bieten: Wenn Sie verschiedene Arten von Fahrradabstellplätzen planen, können Sie auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Fahrradnutzer*innen eingehen. Wer sein Fahrrad nur kurz abstellen möchte, bevorzugt in der Regel Außenständer. Wer länger unterwegs ist, fühlt sich mit abschließbaren Einheiten besser.
- Sorgen Sie für regelmäßige Wartung: Regelmäßige Inspektionen und Reparaturen sorgen dafür, dass die Fahrradabstellanlagen funktionieren und die Sicherheit gewährleistet ist.
- Werbung für Fahrradabstellanlagen: Eine effektive Werbung durch Beschilderung, soziale Medien und andere Marketingaktionen wird die Rad-Community nachdrücklich ermutigen, die neuen Fahrradabstellanlagen zu nutzen.
Effektive Software-Tools für die Planung von Fahrradparkplätzen
Modellierungs- und Simulationssoftware kann die Planung von Fahrradabstellanlagen an Bahnhöfen unterstützen.
PTV Group hat einen Online-Wirkungsrechner mitentwickelt, mit dem sich die quantitativen und qualitativen Auswirkungen eines Fahrradparksystems an einem Bahnhof bewerten lassen. Das Bewertungstool benötigt dafür Informationen, wie sich der Modal Split durch den Bau eines Fahrradparkhauses verändern würde. Diese Informationen liefert ein Nachfragemodell in PTV Visum, der weltweit führenden Verkehrsplanungssoftware. Am Ende kann man die Ergebnisse herunterladen und den Interessenvertreter*innen und Bürger*innen vor Ort präsentieren.
Mit der multimodalen Verkehrssimulationssoftware PTV Vissim, lässt sich in einem weiteren Schritt optimieren, wo und wie genau man die Fahrradabstellanlagen baut. Die Simulation deckt ja nach geplanter Lage der Fahrradparkplätze zum Beispiel neu entstehende Konflikte zwischen Radfahrer*innen und Fußgänger*innen auf.
Tanja Schäfer, eine an dem Projekt beteiligte Expertin der PTV Group, erklärt: „Es ist wichtig, dass auch die Erreichbarkeit von Bahnhöfen für Radfahrer*innen verbessert wird. Leider wird dieser Aspekt oft vergessen. Und so sind viele Fahrradabstellanlagen nicht ausgelastet. In vielen Städten trägt der Einsatz von Modellierungssoftware jedoch bereits dazu bei, dass Radler*innen gut zum Bahnhof kommen und für ihre Mobilität die Verbindung von Rad und Zug nutzen.
Die PTV Group bringt ihre Radverkehrs- und Modellierungsexpertise in das neue Projekt Infostelle Fahrradparken am Bahnhof ein. Es unterstützt Städte und Gemeinden dabei, eine attraktive Radverkehrsinfrastruktur mit modernen Fahrradabstellanlagen zu schaffen.
Zusammenfassung
Der Einsatz von Modellierungssoftware kann erheblich dazu beitragen, Fahrradparkplätze zu bauen, die bequem, sicher und attraktiv für Pendler*innen sind.
Wenn man die richtigen Rahmenbedingungen schafft, wird die Kombination von Rad und Bahn eine Art eigener Verkehrsträger werden, der damit einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende leistet.