Die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor müssen runter – um fast 50% bis 2030  lautet das Ziel Deutschlands. Neben dem Ausbau der Elektromobilität, gelten die gezielte Stärkung des ÖPNV und des Radverkehrs als wichtigste Hebel auf diesem Weg. Expert*innen schätzen, dass sich  in Deutschland rund 30 % der Pkw-Fahrten auf den Radverkehr verlagern ließen. Und das gilt nicht nur für Kurzstrecken. Gerade die Kombination von Rad und Zug hat großes Potenzial, wenn es um die Überwindung von längeren Strecken und nachhaltiges Pendeln geht. Welche Rolle Fahrradparkhäuser am Bahnhof dabei spielen, schauen wir uns hier genauer an.

Die Infrastruktur beeinflusst den Umstieg

Fahrradweg

Ein entscheidender Faktor, um mehr Menschen zum Umstieg aufs Rad zu bewegen, ist eine komfortable, sichere Infrastruktur. Durchgängige und direkt verlaufende Radverkehrsnetze sorgen für einen flüssigen Radverkehr und dafür, dass man schnell von A und B kommt. Dass die Infrastruktur die Wahl des Verkehrsmittels beeinflusst, zeigt auch das Fahrrad-Vorzeigeland  Niederlande, wo der Radverkehr seit Jahrzehnten stark gefördert wird.  Das Netz an Rad- und Radschnellwegen ist hervorragend ausgebaut, die Fahrradspuren sind breit und oftmals vom Autoverkehr räumlich abgetrennt.  58% der Bevölkerung fahren dort regelmäßig (zwei bis fünfmal pro Woche) Fahrrad.

Wo das Fahrrad parken?

Teil der niederländischen Radinfrastruktur sind zudem moderne Fahrradabstellanlagen. So werden in Neubaugebieten ausreichend Fahrradparkplätze immer gleich mitgedacht. An Bahnhöfen stehen große Fahrradparkhäuser zur Verfügung – so zum Beispiel das größte Fahrradparkaus der Welt mit 12.500 Plätzen in Utrecht.

Das zahlt sich aus: Rund die Hälfte aller Bahnreisenden der Niederländer nutzen das Rad auf dem Weg zum Bahnhof.

Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2020  können sich auch in Deutschland 44 % der Pendler*innen eine Kombination aus Rad und Bahn auf ihrem täglichen Arbeitsweg vorstellen. Für 81 % der befragten Personen ist dabei eine gute Anbindung des Bahnhofs durch Radwege eine wichtige Voraussetzung.

„Attraktiv wird die Bike+Ride-Option dann, wenn der Bahnhof aus allen Richtungen gut und schnell mit dem Rad erreichbar ist, und man es dort sicher, unkompliziert und witterungsgeschützt abstellen kann“, erklärt Annette Kindl, Expertin für das Thema Radverkehr im PTV-Forschungsteam.

Wer täglich fährt, will sein Fahrrad in der Regel nicht an irgendeiner Laterne abschließen. Aber auch nicht vom Fahrradparkhaus in der hintersten Ecke des Bahnhofgeländes bis zum Bahnsteig laufen müssen. Sichere und gut erreichbare Fahrradabstellanlagen sind eine Voraussetzung dafür, dass das Fahrrad mehr und mehr zum Alltagsverkehrsmittel wird.

Annette Kindl erklärt: „2019 haben wir in einer im Rahmen der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie (MKS) der Bundesregierung beauftragten Studie den Status Quo von Fahrradabstellanlagen an deutschen Bahnhöfen untersucht. Daraus ergab sich bis 2030 ein geschätzter Bedarf von 1,5 Millionen Fahrradparkplätzen, eine Million davon an den 1.000 aufkommensstärksten Stationen.“

Neue Informationsstelle „Fahrradparken am Bahnhof“

Um den Ausbau von Fahrradparkhäusern und Radabstellanlagen zu beschleunigen, hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eine Informationsstelle „Fahrradparken am Bahnhof“ ins Leben gerufen, die von der der DB Station&Service AG betriebenen wird. Diese soll Städte und Kommunen dabei unterstützen, mit modernen Fahrradparkhäusern die Attraktivität der Radverkehrsinfrastruktur zu steigern. So liefert die Informationsstelle Know-how aus der Praxis, informiert und berät beispielsweise zu baulichen und gestalterischen Umsetzungsmöglichkeiten, der Anzahl der nötigen Stellplätze, aber auch zu Fördermöglichkeiten und der verkehrlichen Anbindung.

„Wir von der PTV unterstützt Städte und Kommunen mit unserer Expertise in Sachen Verkehrsplanung“, so Annette Kindle. „Wir analysieren alle wesentlichen Aspekte, die bei der Einbindung des Bahnhofs und der Fahrradabstellanlage in das örtliche und regionale Radverkehrsnetz berücksichtigt werden müssen und erarbeiten daraus eine Checkliste zu verkehrlichen Begleitmaßnahmen.“

parking

Dazu gehört zum Beispiel auch, dass Fahrradparkplätze in die kommunale Mobilitätsstrategie einbezogen und in digitale Angebote integriert werden. In einem weiteren Arbeitspaket entwickelt die PTV ein Tool zur Bewertung der positiven Effekte, die durch die Verlagerung von Pkw-Fahren auf Rad-Bahn-Fahrten entstehen – etwa was den CO2-Austoß, die Betriebskosten oder die Gesundheitswirkung angeht.

Mit dem Nationalen Radverkehrsplan 3.0 hat sich Deutschland auf die Fahnen geschrieben, bis 2030 zur Fahrradnation zu werden. Hochwertige Abstellanlagen an zentralen Orten tragen dazu bei, diesem Ziel näher zu kommen.

Per Modell zur fahrradfreundlichen Infrastruktur

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