Der Begriff Mobilitätswende gehört zu den inflationär verwendeten Begriffen dieser Tage. Ein Thema, dass uns alle betrifft – aber auf völlig unterschiedliche Weise. Gefordert ist hier insbesondere die regionale Verkehrspolitik, weil sie über die aktuelle Verkehrsplanung die langfristigen Mobilitätsstrukturen maßgeblich beeinflusst und gestaltet. Berthold Frieß, Ministerialdirektor im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg kennt die Anforderungen und beantwortete auf dem ÖPNV-Zukunftskongress in Freiburg spontan vier Fragen der Blog-Redaktion.

Man hat den Eindruck, dass einige Vertreter der Bundespolitik ihren Fokus mehr auf den Individualverkehr und weniger auf den öffentlichen Verkehr legen. Glauben Sie wirklich an die Mobilitätswende, Herr Frieß?

Berthold Frieß, Ministerialdirektor, Ministerium für Verkehr baden-Württemberg: "Ich  bin mulitmodal unterwegs." Foto von Sebastian Berger
Berthold Frieß, Ministerialdirektor, Ministerium für Verkehr baden-Württemberg: "Ich bin mulitmodal unterwegs." Foto von Sebastian Berger

Auf jeden Fall, ja. Individualverkehr wird es immer geben. Ich selbst bin multimodal unterwegs, weil ich zu verschiedenen Anlässen mal das Auto, das Rad oder den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutze. Aber in der Zukunft wird die Nutzung des ÖPNVs überwiegen.

 

Aktuell ist der Einfluss künstlicher Intelligenz (KI) auf unzählige Bereiche unseres Alltags in Diskussion. Sind Sie der Meinung, dass KI auch die Welt des ÖPNVs verändern wird?

Ja, das wird sie. Heute gibt es immer noch Probleme bei der Planung des öffentlichen Verkehrs, bzw. es fehlt noch an Digitalisierung. Wenn ich zum Beispiel aus einem Zug aussteige und am gegenüberliegenden Gleis der Zug, den ich eigentlich nehmen wollte, gerade abfährt, ist das natürlich sehr ärgerlich.

Solche Überschneidungen und enge aktuelle Abstimmungen lassen sich mithilfe einer KI zukünftig noch besser lösen als heute. Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten im Bereich des ÖPNVs.

Spezialisierte Unternehmen bieten heute schon sehr gute Software-Lösungen für die strategische und operative Planung des öffentlichen Verkehrs sowie als Grundlage für die Entscheidungsfindung bei Investitionen in die Infrastruktur. Was können Unternehmen noch mehr tun, um die Mobilitätswende voranzutreiben?

Durch gute Darstellung, Modellierung und Simulation lassen sich tatsächlich Entscheidungen, welche die Infrastruktur oder den öffentlichen Verkehr betreffen – und damit auch die Mobilitätswende – viel besser vorbereiten, treffen und nachvollziehen. In dieser Richtung sollten die Unternehmen ihr Engagement noch verstärken, um sowohl in der Bevölkerung als auch in den Entscheidungsgremien den Wunsch nach mehr zu wecken und auf sämtliche Ebenen zu heben. Mit der Umsetzung wird sich die Mobilität entsprechend verändern.

In Deutschland finden immer wieder hitzige Diskussionen um das Thema Tempolimit statt.  Was ist Ihre Meinung dazu?

Ich bin persönlich für ein Tempolimit. Daher würde ich in den Städten ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern befürworten und auf Autobahnen ein Limit von 120 Stundenkilometern.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Foto von Christian Lue
Foto von Christian Lue
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