Durchfahrt gesperrt aufgrund kritischer Verkehrsinfrastruktur

Die Verkehrsinfrastruktur Deutschlands bröckelt – im wahrsten Sinne des Wortes. Die neue Bundesregierung plant mit einem Sondervermögen von 500 Milliarden Euro, die marode Infrastruktur in den kommenden zehn Jahren zu modernisieren. Ein Teil des Plans: Die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren durch digitale Lösungen. Doch ob das reicht?

Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden im September 2024 rüttelte die Öffentlichkeit wach. Die Rahmede Talbrücke in Lüdenscheid wird nach einer akuten Sperrung im Dezember 2021 und dem Abriss nun aufwändig wieder aufgebaut. In Magdeburg wurde die Brücke am Damaschkeplatz erst kürzlich komplett gesperrt. Viele weitere Brücken gelten als dringend sanierungsbedürftig. Die genannten Fälle symbolisieren eine Entwicklung, die sich seit Jahren abzeichnet – und immer akuter wird. Landesweit stehen der Bund, die Länder und Gemeinden vor sanierungsbedingten Sperrungen wichtiger Verkehrsverbindungen und damit vor umfassenden Störungen im Verkehrsgeschehen.

Planbar und dennoch akut: Der Fall Carolabrücke

Trotz regelmäßiger Zustandsbewertungen ereignete sich der Einsturz der Carolabrücke überraschend – mit massiven Folgen für Verkehrs- und Transportwege und natürlich für die Bevölkerung. Aber auch der Druck auf die Entscheidungsträger steigt rasant: Wenn eine Brücke plötzlich kollabiert, benötigen Politik und Verwaltung innerhalb kürzester Zeit belastbare Antworten: Welche Strecken eignen sich für Umleitungen und halten den Mehrverkehr aus? Welche Risiken entstehen an anderer Stelle?

Wer liefert in diesem Moment die Entscheidungsgrundlage?

Gut beraten ist, wer hier bereits fertige Pläne aus der Schublade ziehen kann. Der kritische Zustand der Verkehrsinfrastruktur und besonders vieler wichtiger Verkehrsbrücken ist bekannt. Insbesondere viele große Tal- und Flussbrücken sind in den Jahren von 1965 bis 1985 zur Sicherung moderner Verkehrswege der aufstrebenden deutschen Wirtschaft entstanden. Der Zahn der Zeit und zusätzlich der überproportionale Anstieg des Schwerlastverkehrs machen umfängliche Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen notwendig. Um die damit einhergehende Verkehrsbeeinträchtigung zu minimieren, können die Verwaltungen heute schon im Vorfeld ihre Verkehrssituation bewerten, priorisieren und für den – akuten oder geplanten – Sanierungsfall gewappnet sein.

Auch schnelle Entscheidungen brauchen Daten, Analyse und Simulation

Genau hier setzt Verkehrsexpertise an: Mit Ad-hoc-Szenarien, die sich kurzfristig berechnen lassen, mit langfristiger Modellierung, Verkehrsplanung sowie datenbasierter, realitätsnaher Simulationen und Know-how lassen sich sinnvolle Lösungen entwickeln. Hier entscheidet nicht nur Tempo, sondern vor allem die Qualität der Entscheidungsgrundlage. Das Ziel: Stau und komplizierte Verkehrsführungen sowie negative Effekte auf die Bevölkerung vermeiden – und Alternativrouten effektiv nutzbar machen.

Prof. Volker Waßmuth, Experte für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, zeigt im Modell, wie Sofortanalysen funktionieren und welche Reaktionen in der Krise möglich sind: „Oft wird in Deutschland erst gehandelt, wenn der Schaden bereits eingetreten ist – etwa, wenn eine Brücke gesperrt werden muss oder der Sanierungsstau ganze Verkehrsachsen lahmlegt. Über ein Verkehrsmodell kann ich darstellen, wie sich der Verkehr im Fall einer Sperrung verteilt und welche Auswirkung das für die Nutzenden und betroffene Bevölkerung hat. Hier ist eine begleitende Beratung wichtig.“

Dabei lässt sich auch die Sanierung eine Engpassstelle gut planen, wie das Beispiel der Bonner Stadtautobahnen zeigt. Die sogenannte „Bonner Zange“ kann nur weiträumig oder durch das untergeordnete Straßennetz umfahren werden. Waßmuth erklärt: „Die PTV Transport Consult wurde damit beauftragt, die Wechselwirkungen einzelner Erhaltungsmaßnahmen abzuschätzen, die Auswirkungen für das Bonner Verkehrssystem für die kommenden Jahre zu bewerten und Optimierungspotenzial in der Planung aufzuzeigen.“

Grundlage der Verkehrsuntersuchung war dabei ein in PTV Visum erstelltes Verkehrsmodell: Um zu einer nachhaltigen Lösung zu gelangen, setzen Verkehrsplanende auch auf die Unterstützung moderner Software-Lösungen.

Wie Software kommunale Verkehrsnetze stärkt

Die entscheidende Grundlage für effektive und realistische Entscheidungen bilden Software-Lösungen: Sie sind das Werkzeug für die Priorisierung von Sanierungsmaßnahmen, die Planung von Umleitungen während der Bauphasen oder für die kurz- und langfristige Verkehrsnetzplanung.

Digitale Tools wie PTV Visum – für die multimodale Verkehrsplanung und Modellierung –  oder PTV Vissim – für detaillierte Verkehrssimulationen – ermöglichen dabei das Darstellen realistischer Szenarien in allen Stadien einer Sanierung. PTV Flows hilft bei akuten Störungen durch Verkehrsüberwachung und -prognosen. PTV Lines bietet Lösungen zur schnellen Anpassung des ÖPNV-Angebots bei Streckenänderungen.

Andreas Schomborg, als Principal Business Development Manager bestens vertraut mit dem Einsatz moderner Software im Bereich der Verkehrsplanung und -technik, weiß: „Diese Tools sind heute essenziell, um auf unvorhergesehene Ereignisse effizient reagieren zu können – und um langfristig eine resiliente Verkehrsinfrastruktur aufzubauen.“

Mit digitalen Softwaretools lassen sich Verkehrsnetze quasi live beobachten, akute Verkehrsprobleme erkennen und durch sog. Vorher-Nachher-Analysen Optimierungen bewerten. Die auf allen Ebenen unter personellen Engpässen leidenden Planungsreferate können durch diese Tools ihre Entscheidungen nicht nur datenbasiert, sondern auch viel effektiver und schneller treffen.

Infrastruktur resilient, leistungs- und zukunftsfähig gestalten

Deutschland steht vor einer gigantischen Aufgabe. Marode Brücken und überalterte Verkehrswege sind nicht nur ein Kostenfaktor, sondern ein Risiko für Leben und Wirtschaft. Umso wichtiger ist es, nicht nur Geld bereitzustellen, sondern auch digitale Prozesse und vernetzte Expertise zu fördern. Schomborg ist überzeugt: „Datenbasierte und digitale Softwaretools sind notwendig, um bei fortschreitendem Fachkräftemangel Mobilität zukünftig überhaupt objektiv und effektiv planen zu können. Nur so lassen sich die eklatanten Infrastrukturprobleme in Deutschland langfristig beheben.“

Die Herausforderungen, welche der Sanierungsbedarf maroder Infrastruktur besonders an unser Verkehrsgeschehen stellt, sind enorm. Aber mit moderner Verkehrsplanung und -beratung kann man ihnen begegnen. Die Lösung beginnt mit einem stabilen Fundament – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.

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