Erreichbarkeitsanalysen zählen zu den wichtigen Instrumenten, um die Mobilität von Menschen in Städten und Regionen zu verstehen und zu verbessern. Sie werden in der Mobilitätsplanung in den letzten Jahren vermehrt eingesetzt. Digitale Tools helfen dabei.
Was bedeutet Erreichbarkeit?
Zugang zur Mobilität bedeutet Zugang zur Gesellschaft, zu Bildung, Arbeit, Freizeit und vielem mehr.
Erreichbarkeit ist ein wichtiger Indikator dafür, welche Möglichkeiten und Einschränkungen die Menschen auf ihren täglichen Wegen von A nach B haben. Wie gut gelangen sie mit den verschiedenen Verkehrsmitteln, wie dem Fahrrad öder dem ÖV, an Arbeits- und Ausbildungsplätze, Freizeiteinrichtungen und andere Ziele?
Anstatt vorherzusagen, was die Menschen tun werden, misst die Erreichbarkeit, was sie tun können. Diese Informationen helfen dabei, bestehende Mobilitätssysteme zu verstehen und Auswirkungen von Veränderungen und Maßnahmen zu vergleichen.
Mit anderen Worten: Die Erreichbarkeit ist eine Art Maßstab dafür, wie gut ein Mobilitätssystem einer Gemeinschaft dient. Die Verbesserung der Erreichbarkeit befähigt die Menschen im mehrdeutigen Sinn dabei, voranzukommen.
Was ist eine Erreichbarkeitsanalyse?
Erreichbarkeitsanalysen ein wichtiges Instrument in der Verkehrsplanung, der Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen und der Standortplanung, -bewertung und -optimierung. Sie helfen dabei Mobilitätskonzepte zu bewerten.
Klaus Nökel, Mobilitätsexperte bei der PTV Group, erklärt: „Es ist notwendig, die gewünschten Aktivitäten der Menschen zu verstehen und zu messen, wie leicht sie gewünschte Orte erreicht können. Darum geht es bei Erreichbarkeitsanalysen. Dies bildet die Grundlage für jede sinnvolle Verkehrsplanung.“
Wie wird Erreichbarkeit gemessen?
Je nach Anwendungsfall gibt es verschiedene Indikatoren, Erreichbarkeit zu definieren. Geht es beispielsweise um die Erreichbarkeit eines geplanten Kindergartens, sind die Gehzeiten der Kinder in der Umgebung entscheidend. Bei der Planung eines Logistikverteilzentrums hingegen spielen die Fahrzeiten für Lkw oder die Dauer für den Empfang der Waren eine Rolle.
Die Kennzahlen einer Erreichbarkeitsanalyse zu visualisieren, ermöglicht Planer*innen eine zusätzliche Perspektive auf die Konnektivität, insbesondere in Bezug auf Rad-, Fußverkehr und den ÖV. Die Verkehrssituation wird verständlicher.
Erreichbarkeitsdaten mit hoher räumlicher Auflösung zeigen deutlich, wo das Mobilitätsangebot nicht mit den Mobilitätsbedürfnissen übereinstimmt, z. B. in Gebieten mit schlechter ÖV-Abdeckung. So können die erforderlichen Verbesserungen und Investitionen quantifiziert werden.
Eine Analyse der Flächennutzung, der Straßeninfrastruktur, der Verkehrsbelastung und des ÖV-Angebots gibt einen Überblick über die Verkehrsnetze sowie die die Art und Weise, wie sich Menschen fortbewegen. Dies hilft Planer*innen zu verstehen, was funktioniert und welche Hindernisse einer besseren Anbindung im Wege stehen.
Erreichbarkeitsanalyse mit Software-Tools
Für eine effektive und datengestützte Erreichbarkeitsanalyse wird Software benötigt. Eine solche Software sollte auf genauen Daten beruhen und alle Mobilitätsarten – einschließlich Fuß- und Radverkehr – berücksichtigen.
Die Berechnung von Kennzahlen zur Erreichbarkeit ist vergleichbar mit einer Datenbank- oder GIS-Abfrage über eine Datenbank möglicher Ziele (POIs) und der Darstellung des Verkehrsangebots (Netz, Fahrpläne).
Eine spezielle Verkehrsmodellierungssoftware fügt hier genau die richtigen Datenstrukturen hinzu.
Eine Modellierungssoftware sollte zudem eine effiziente Ermittlung der besten Reisezeiten für jeden Verkehrsträger zwischen vielen tausend Ausgangs- und Zielorten liefern.
Ein Beispiel dafür ist PTV Model2Go, eine Technologie zur automatisierten Erstellung von Verkehrsmodellen für jede Stadt der Region weltweit.
Model2Go Verkehrsmodelle enthalten die erforderlichen Daten über das Mobilitätsangebot sowie räumliche Strukturdaten. Zusammen mit PTV Visum steht den Anwender*innen ein leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung, mit dem sie die richtigen Erreichbarkeitsindikatoren für ihren jeweiligen Anwendungsfall festlegen können.
„PTV Visum ist eine besonders geeignete Software, um Erreichbarkeitsanalysen durchzuführen und die zugrundeliegenden Verkehrsmodelle aufzubauen und zu speichern“, so Noekel.
Ein weiteres Softwaretool für Erreichbarkeitsanalysen ist ganz neu PTV Access, ein Online-Tool , das aktuell für alle größeren Städte in Deutschland verfügbar ist. Das interaktive Dashboard bewertet wie gut zentrale Orte zu Fuß, mit dem Fahrrad, ÖPNV und Auto zugänglich sind
Mobilitätsplaner*innen und Erreichbarkeitsanalysen
Erreichbarkeitsanalysen sind ein integraler Bestandteil der Arbeit von Mobilitäts- und Stadtplaner*innen
Doch bisher, so Noekel, „scheinen viele Verkehrssysteme für einen kosteneffizienten Betrieb optimiert zu sein, ohne Rücksicht auf die praktische Nutzbarkeit“.
Er schlägt vor, dass die Planer*innen aus der Perspektive der Menschen denken: „Der Schwerpunkt sollte mehr darauf liegen, was die Menschen wirklich brauchen, um ihr tägliches Leben zu bewältigen, und wie wir die notwendige Mobilität möglichst kostengünstig bereitstellen können“.