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Täglich nutzen mehr als 26 Millionen Menschen in Deutschland den öffentlichen Nahverkehr – und es sollen mehr werden. Nicht erst durch das Deutschlandticket steigen die Herausforderungen an eine flexible aber auch effiziente ÖV-Planung, die gerade im Bereich eines nachhaltigen Tourismus einen wichtigen Aspekt darstellt. Mittels moderner Software lassen sich auch für Urlaubsregionen wirtschaftliche Lösungen finden. Zum ersten Mal haben wir im Wintersemester 2024/25 die Software PTV Lines in einem Projekt an der HM Fakultät Tourismus eingesetzt – ein spannender erster Schritt in Richtung digital unterstützter Angebotsplanung im öffentlichen Verkehr für touristische Regionen. Klar: Wir stehen noch am Anfang und müssen viele Funktionen erst kennenlernen. Aber der Einstieg ist gemacht – und vielversprechend.
Realitätscheck und Innovation: Wo Tourismus auf Verkehrsplanung trifft
Im Rahmen unseres Schwerpunkts „Mobilität und Verkehr im Tourismus“ war das Projekt in Lenggries und dem Tölzer Land angesiedelt. – einer Region mit hoher touristischer Bedeutung, aber auch erheblichen verkehrlichen Herausforderungen.
Die Lehrveranstaltung „Mobilität in Destinationen“ bestand aus zwei Semesterwochenstunden, ergänzt durch eine zweitägige Exkursion. In dieser kurzen Zeit gelingt keine vollständige Software-Ausbildung – dafür aber ein tiefer Einblick in die reale Mobilitätssituation vor Ort und ein Eindruck der Möglichkeiten, mit einer Software das ÖV-Angebot zu verbessern.
Gespräche mit den Verantwortlichen aus Tourismus, dem Landratsamt und den ÖV-Betreibern sind dabei essenziell. Sie helfen den Studierenden, ein Gefühl für die Bedürfnisse, Engpässe und Potenziale der Region zu entwickeln, sich also mit der realen Situation vor Ort auseinanderzusetzen.
Der erste Kontakt mit digitaler Angebotsplanung
Mit Unterstützung von PTV – namentlich Herrn Köglmaier und Frau Tepper – konnten wir erstmals eine akademische Lizenz von PTV Lines nutzen. Ziel war es, ein eigenes Angebotskonzept zu entwickeln, in der Software umzusetzen und die damit verbundenen Kosten zu kalkulieren. Die Software erlaubt es,
- ÖPNV-Linien zu modellieren,
- Haltestellen zu definieren,
- Fahrpläne bedarfsgerecht zu simulieren
- und die Betriebskosten realitätsnah zu ermitteln
– ein idealer Rahmen für unsere Projektidee.
Die Studierenden modellierten eigene Linienkonzepte mit realen Haltestellen, Fahrplänen und Kosten. PTV Lines „übersetzte“ kreative Ideen in ein technisches und wirtschaftliches Raster – ein Aha-Erlebnis für viele.
Von der Idee zur Linie: Projektbeispiele
Original Abbildungen zu den Projekten in jpg- oder png-Dateiformat
Die von den Studierenden mit der PTV-Planungssoftware entwickelten Konzepte für neue Buslinien im Tölzer Land richteten sich an diverse Zielgruppen mit völlig unterschiedlichen Bedürfnissen.
So hat Mathilde Hornung den „Sport Express“ geschaffen – eine Linie, die gezielt sportaffine Tourist*innen von Lenggries über den Sylvensteinspeicher zum Tegernsee und nach Bad Tölz bringen soll. Dabei wurden nicht nur realistische Haltepunkte definiert und in PTV Lines modelliert, sondern auch Fahrpläne erstellt, Fahrzeugtypen ausgewählt und eine detaillierte Kosten- und Finanzierungsplanung erarbeitet.
Ein weiteres Beispiel ist der elektrisch betriebene „Bergbus für Eulen“ von Livia Hübner – ein abendlicher E-Bus für Wandernde, die erst nach Sonnenuntergang bequem von Lenggries zurück nach München reisen möchten. Das Konzept fokussiert sich auf Fahrpläne, Taktung, Fahrzeugwahl und Ladeinfrastruktur – und nimmt den Besucher*innen der Region den Zeitdruck.
Der „Barrierefreie Express im Tölzer Land“ steht schließlich im Mittelpunkt des Buslinienprojekts von Stefan Kunz. Es soll mobilitätseingeschränkten Menschen – insbesondere Senior*innen und Personen mit Behinderung – eine barrierefreie Anbindung an touristische und alltägliche Ziele in Lenggries, Bad Tölz und Benediktbeuern ermöglichen. Die Linie verkehrt ganzjährig im Stundentakt, bindet barrierefreie Haltestellen, Unterkünfte und Pflegeheime ein und nutzt speziell ausgestattete Fahrzeuge mit Niederflureinstieg, Rampen, Rollstuhlplätzen sowie visuellen und akustischen Fahrgastinformationen. Die jährlichen Betriebskosten von rund 3,26 Mio. € sollen größtenteils über Fahrkarten für Tourist*innen sowie ergänzende Fördermittel gedeckt werden.

Wieviel kostet eine gute Idee?
Die Studierenden mussten dabei nicht nur planen, sondern auch rechnen: Kosten, Betriebsmodelle, Förderquellen, Einnahmestrategien – das alles floss in die Projekte ein. Nicht jede Idee lässt sich sofort finanzieren, aber genau das war Teil des Lernprozesses: Wir haben gemeinsam eingeordnet, hinterfragt und überlegt, welche Mittel realistisch sind und welche Projekte sich praktisch umsetzen lassen – und welche nicht.

Nächster Halt: Bayerischer Wald
Der erste Durchlauf mit PTV Lines war bewusst explorativ. Im Sommersemester 2025 wie auch im folgenden Wintersemester steht nun ein weiteres Projekt an – diesmal im Bayerischen Wald. Dort wollen wir gezielt tiefer in die Software einsteigen, mit mehr Zeit und noch stärkerem Fokus auf Modellierung von Linienführungen, Simulationen, Vergleich von Angebotsvarianten sowie Fahrplankonfigurationen.
Gelungener Start mit PTV Lines
Der Einsatz von PTV Lines steht für einen gelungenen Start in die digitale Angebotsplanung im Tourismuskontext. Die Verbindung aus Exkursion, kreativer Konzeption und digitaler Planung mit der PTV-Software war für unsere Studierenden nicht nur lehrreich, sondern auch motivierend, weil die Gruppe viele neue Aspekte aufgeworfen und zu durchdachten, praxisnahen Ergebnissen geführt hat. Genau darum geht es an der Schnittstelle von Tourismus und Mobilität: kreative Ideen in nachhaltige, praktikable Angebote zu übersetzen.

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