Erst im letzten Jahr ist es der PTV gelungen, die Erstellung von Verkehrsmodellen zu automatisieren. Basismodelle jeder beliebigen Stadt weltweit lassen sich durch ein auf maschinellem Lernen basiertes Verfahren (ML-Verfahren) in wenigen Tagen aufsetzen. Mittlerweile verbindet das neue Verfahren intelligente Automatisierungstechnologie auch mit Angaben zur Quelle- und Zielnachfrage für jedes gewünschte Gebiet. Die manuelle Erstellung eines Angebotsmodells, welches das Angebot der Verkehrsmodi Auto, ÖPNV, Rad und zu Fuß, also die Bewegung aller Verkehrsmittel in einer Planungsregion zu einem bestimmten Zeitpunkt (dem Basisjahr) so genau wie möglich abbildet, dauert normalerweise mehrere Wochen oder Monate.
Was sind Verkehrsmodelle?
Verkehrsmodelle sind in der Stadt- und Verkehrsplanung wichtige Instrumente für die Bewertung von Maßnahmen. Als digitaler Zwilling des realen Verkehrs- und Flächennutzungssystems bilden sie die zahlreichen komplexen Bewegungsmuster und -entscheidungen der Menschen und damit die Höhe der Nachfrage nach Mobilität in Relation zu den Kapazitäten der Verkehrsnetze ab. Dabei sind Verkehrsmodellierungen nicht auf den Autoverkehr beschränkt, sondern befassen sich mit allen Verkehrsmitteln (multimodal). Mit Verkehrsmodellen wird die tägliche Mobilität der gesamten Bevölkerung modelliert, um so Prognosen für die Verkehrsnachfrage bei einer Veränderung der Rahmenbedingungen wie z. B. höhere Preise, Reduzierung des Parkraums oder Einführung eines flächendeckenden Tempos von 30 km/h zu erhalten.
Ressourcenschonende Technologie „out of the box”
Mit PTV Model2Go lassen sich Angebotsmodelle innerhalb von nur einer Woche für jede beliebige Stadt oder Region weltweit aufsetzen. Das cloudbasierte Verfahren kombiniert dabei smarte Automatisierungstechnologie mit verschiedensten Datenquellen. So kommen beispielweise Karten und Daten der Anbieter TomTom, HERE oder OpenStreetMap zum Einsatz genauso wie öffentliche GTFS -Fahrplandaten zu Liniennetzen im öffentlichen Nahverkehr . Letztlich ist die automatisierte Modellerstellung nicht nur schneller sowie kosten- und ressourcenschonender, sondern auch deutlich weniger fehleranfällig. Das erspart Anwender*innen eine aufwendige empirische Datenerhebung und sie erhalten ein fertiges Fundament für einfache wie komplexe Anwendungsfälle. Darunter multimodale Erreichbarkeitsanalysen, Standortbewertungen sowie sämtliche gängigen Verkehrs- und Mobilitätsuntersuchungen. Eine Reihe von Live Sessions macht den Einstieg in das System einfacher.
Das Revolutionäre an automatisierten Verkehrsmodellen
Udo Heidl, Senior Expert Modelling, weiß aus Erfahrung: „Vielen Kommunen fehlen – verstärkt durch den allgemeinen Spardruck und Fachkräftemangel – Expertise und Ressourcen. Daher kommen Verkehrsmodelle als sinnvolle datenbasierte Entscheidungsgrundlage oftmals gar nicht erst zum Einsatz. Und liegt ein Modell vor, so wird die Aktualisierung aufgrund des großen Aufwandes oft hinausgezögert. Mit Modell2Go verkürzt sich jedoch der Aufbau des Angebotsmodells von mehreren Monaten auf wenige Tage.“ Heidl ergänzt: „Das neue Verkehrsnachfragemodell Hamburg wird beispielsweise auf solch einem automatisiert erstellten Angebotsmodell aufgebaut werden. Mit unserem Tool können wir Unternehmen und Behörden bei Planungsthemen rund um die Mobilität von morgen kurzfristig und sinnvoll unterstützen.“
Mit vernetzter Mobilität zur Verkehrswende
Wie in Hamburg so auch in nahezu allen Städten und Gemeinden spielt das Thema Verkehrswende schon länger eine wichtige Rolle. Erst im Sommer hat die Hansestadt den aktuellen Stand des gesamtstädtischen Modal Splits veröffentlicht. Es gilt, mit vernetzter Mobilität lebenswerte Städte und Regionen zu schaffen. Die Teilnahme am Verkehr soll nicht nur sicherer werden, sondern auch zum Klimaschutz und zur Energieeffizienz beitragen. „Hier passt Model2Go perfekt“, sagt Heidl, „gerade in kontrovers und emotional geführten Diskussionen rund um die Verkehrswende können daten- und modellbasierte Analysen eine wichtige Argumentationsgrundlage bilden und für Verständnis sorgen. Im virtuellen Umfeld eines Verkehrsmodells lässt sich beispielweise analysieren, welche Auswirkungen die Einrichtung einer 30er-Zone haben wird, ob die Verlängerung einer Straßenbahnline in das Neubaugebiet sinnvoll ist, wo gute Standorte für neue Car-Sharing Parkplätze sind oder wie sich das Mobilitätsverhalten der Menschen verändert, wenn eine Fahrradstraße angelegt wird. Wir leisten damit grundsätzlich einen Beitrag zur Nachhaltigkeit: Moderne auf verschiedene Verkehrsträger ausgerichtete Mobilitätskonzepte lassen sich auf der Basis automatisierter Verkehrsmodelle aufbauen und am Ende in nachhaltigen Lösungen umsetzen.“