Jahrzehnte lang waren Verkehrsentwicklungspläne hauptsächlich auf das Auto ausgerichtet. Die Folgen kennen wir alle: Städte ächzen unter Staus, Luft- und Lärmbelastung. Es ist weitgehend Konsens und politischer Wille, dass unsere zunehmende komplexer werdende Mobilität sauberer und nachhaltiger gestaltet werden muss, um lebenswerte urbane Räume zu gestalten und dem Klimawandel entgegenzuwirken. So hat beispielsweise die Europäische Union einen Leitfaden für integrierte, nachhaltige Mobilitätskonzepte, den sogenannten SUMP, erstellt, um einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten.

Was ist ein SUMP?

Fahrrad

Die Reduzierung von verkehrsbedingten Emissionen sowie von Lärm, Staus und Unfällen bei gleichzeitiger Steigerung der Lebensqualität in unseren Städten ist die Priorität vieler Entscheidungsträger*innen.  SUMP steht für Sustainable Urban Mobility Plan, ein ganzheitlicher, langfristig angelegter und strategischer Ansatz der Mobilitätsplanung, der genau auf diese Ziele ausgerichtet ist.

„Es handelt sich dabei um ein integriertes Mobilitätskonzept, das alle städtisch relevanten Formen der Mobilität mit einbezieht und dabei den Fokus verstärkt auf nachhaltige und alternative Modi legt. Im Vergleich zu traditionellen Verkehrsentwicklungsplänen stellen nachhaltige Mobilitätspläne den Menschen in den Mittelpunkt, also die Bürger*innen und Nutzer*innen und deren Bedürfnisse, nicht so sehr das Verkehrsmittel“, sagt Christoph Schulze, Berater bei der PTV Transport Consult.

SUMP-Konzepte zeichnen sich durch folgende Prinzipien aus

  • Mensch im Fokus
  • Integrierter Ansatz über alle Verkehrsträger hinweg mit besonderem Augenmerk auf nachhaltige Modi
  • Kooperation über institutionelle Grenzen hinweg
  • Einbeziehung der Öffentlichkeit, Beteiligung der Bürger*innen und von relevanten Stakeholdern
  • Definition einer langfristigen Version und eines klaren Umsetzungsplans
  • Evaluation und Qualitätssicherung

Wie entstehen nachhaltige Mobilitätskonzepte?

Wenn wir den Auftrag erhalten für eine Stadt einen Masterplan Mobilität, also ein nachhaltiges Mobilitätskonzept zu entwickeln, starten wir in der Regel mit einer Bestandsanalyse“, erklärt Christoph Schulze. „Bestehende Konzepte und Grundlagen werden zusammengeführt. Dabei kommen häufig auch Verkehrsmodelle zum Einsatz, die eine verlässliche Abbildung der aktuellen und der zu erwartenden Verkehrssituation liefern.“

Wie hoch ist die Verkehrsnachfrage der Stadt- und Umlandbevölkerung? Wie sieht die Erreichbarkeit, wie sehen Reisezeiten aus?  Welchen Anteil haben die verschiedenen Verkehrsmittel am Modal-Split?  Die Bewertung des Ist-Zustands zeigt die Stärken und Schwächen eines Verkehrssystems auf. Parallel dazu wird ein Zielsystem aufgebaut.

„Jede Stadt hat Ziele, in welche Richtung es in Sachen Mobilität gehen soll. Es geht um Aspekte wie die Reduzierung der Luftschadstoffe, die Sicherstellung der Erreichbarkeit oder die Erhöhung der Lebensqualität“, weiß der PTV-Experte. „Wir erweitern diese Ziele zu Zielsystemen, die wiederum politisch beschlossen werden und dem Prozess eine Verbindlichkeit geben.“

Aus den Zielsystemen ergibt sich dann der nächste Schritt beim Erstellen eines nachhaltigen urbanen Mobilitätsplans: Die Definition der Handlungsfeldern und die Entwicklung von konkreten Maßnahmen.

Straba

Die Maßnahmen werden abschließend anhand des Zielsystems bewertet: Welche Maßnahmen haben welchen Wirkungsbeitrag zur Zielerreichung? Unter weiterer Einbeziehung der Kosten und Zeit kann so ein Umsetzungskonzept erarbeitet werden. Die Stadt bekommt eine Art Fahrplan, welche Maßnahmen sie kurz-, mittel- oder langfristig angehen sollte. Ein Mobilitätskonzept enthält zudem Aussagen zur künftigen Evaluation und dem Monitoring, sowohl was die Zielerreichung anbetrifft als auch den Fortschritt der Maßnahmenumsetzung.

„Die Entwicklung von nachhaltigen Mobilitätskonzepten geht zudem immer mit einer sehr intensiven Beteiligung der Öffentlichkeit einher. So werden beispielsweise Interviews oder Workshops mit Fachakteuren durchgeführt. Auch die Bürger*innen werden in der Regel beteiligt, zum Beispiel bei öffentlichen Veranstaltungen oder durch Online-Beteiligungen, wie Abstimmungen,“ weiß Christoph Schulze.

Masterplan Mobilität Frankfurt

Frankfurt

Auch in Frankfurt am Main arbeiten die Berater*innen der PTV aktuell an der Erstellung eines Masterplans Mobilität. Mit dem neuen Mobilitätskonzept will die Banken-Metropole eine stadtverträglicherer Verkehrsentwicklung einläuten. Die Mobilität soll weniger autozentriert und dafür nachhaltiger und der öffentlichen Raumes zugunsten von Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und den Nutzer*innen von Bussen, Bahnen und Carsharing-Angeboten neu verteilt werden. Auch in Frankfurt fließen die Ideen und Anregungen der Bürgerschaft in den Masterplan Mobilität mit ein.

So fand im Januar 2022 ein erstes öffentliches Mobilitätsforum statt. Der Mobilitätsdezernent von Frankfurt Stefan Majer erklärt dort: „Vorankommen beim Klimaschutz geht ohne das Thema Verkehr nicht. Ein wesentliches Reduzieren der CO2-Emissionen kann nur mit einer Änderung des Mobilitätsverhaltens gelingen, kurzum mit einem Mentalitätswechsel.“

Christoph Schulze ergänzt: „Eine höchstmögliche Akzeptanz aller Interessensgruppen ist entscheidend. Nur so können die Maßnahmen eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts erfolgreich umgesetzt werden und kann die Verkehrswende gelingen.“

Klimamobilitätsplan Stuttgart

Das Land Baden-Württemberg fördert klimafreundlicher Mobilität mit dem neuen Instrument der  Klimamobilitätspläne. Diese orientieren sich ebenfalls an den SUMP-Leitlinien der EU, allerdings mit einer Besonderheit: Um von einer Förderung zu profitieren, müssen Städte und Kommunen mithilfe eines makroskopischen Verkehrsmodells eine Reduzierung verkehrsbedingter CO2-Emissionen um mindestens 40% im Jahr 2030 verglichen mit dem Jahr 2010 durch die im Plan enthaltenen Maßnahmen nachweisen. Die Landeshauptstadt Stuttgart ist eine von fünf Modellkommunen, die aktuell pilothaft einen Klimamobilitätsplan erstellt – unterstützt durch die Berater*innen der PTV Transport Consult.

Stuttgart

Der Klimamobilitätsplan baut auf bestehenden Planwerken auf und führt diese zusammen. Nach der Bewertung des Status quo wird in einem Zielszenario die Entwicklung zur Erreichung des Ziels -40% CO2-Emissionen aufgezeigt. Schließlich werden die darin enthaltenen Maßnahmen priorisiert und ein Umsetzungskonzept erstellt. Bis Jahresende 2022 soll der Klimamobilitätsplan erstellt und politisch beschlossen sein.

Nachhaltiges Mobilitätskonzept für Ihre Stadt

Die Berater*innen der PTV Transport Consult entwickeln für Ihre Stadt einen Masterplan Mobilität

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