Erinnern wir uns für einen Moment an unser Leben vor der Pandemie: Wie war das noch bei Konzerten und Fußballspielen? Wenn Tausende von Menschen an einem Ort zusammenkommen? In „normalen“ Zeiten erfordern solche Veranstaltungen verlässliche Mobilitäts- und Sicherheitskonzepte – Personenstromanalysen spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Bei der Wiedereröffnung des Metropolitano-Stadions von Madrid im Jahr 2017 war das nicht anders. Es wurde eine detaillierte Fußgängersimulation durchgeführt, um einen sicheren, effizienten und reibungslosen Besucherfluss am Veranstaltungsort zu gewährleisten.

stade Wanda

Das Estadio Wanda Metropolitano wurde von 2011 bis 2017 umgebaut. Ziel war es, die Sportstätte in ein reines Fußballstadion zu verwandeln, indem die Leichtathletikbahnen entfernt und die Kapazität von 20.500 auf fast 70.000 Besucher erweitert wurde.

Um sicherzustellen, dass solch große Menschenmengen das Stadion sicher betreten, verlassen und sich darin bewegen können, wurde noch vor Beginn des Umbaus eine Personenstromanalyse durchgeführt. Diese lieferte den Planern wertvolle Hinweise, wie eine sichere Infrastruktur beim Umbau des Stadions umgesetzt werden kann.

Personenstromanalyse bei maximaler Belegung des Stadions

Verantwortlich für die Studie war der spanische Modellierer Javier Flores, der damals für das Beratungsunternehmen Prointec arbeitete. Er erstellte ein Modell mit der Software PTV Viswalk und untersuchte verschieden Zu- und Ausgangsszenarien.

Javier Flores erklärt: „Bei der Personenstromanalyse konzentrierten wir uns auf Besucherströme unter normalen Betriebsbedingungen bei maximaler Belegung des Stadions- Evakuierungsszenarien waren in dieser Phase nicht erforderlich. Wir untersuchten dabei verschiedene Fragen. Zum Beispiel: Was passiert an den Ein- und Ausgängen sowie Drehkreuzen, wenn bis zu 70.000 Menschen das Stadion betreten oder verlassen wollen? Wie kann die Erreichbarkeit der Fankurve am besten gewährleistet werden? Wo sollten kommerzielle Bereiche oder Kinderspielplätze am besten platziert werden?“

Die Anbindung an nahegelegene Parkhäuser, U-Bahn-Stationen und Bushaltestellen war ein weiterer wichtiger Aspekt der Fußgängersimulation. Wenn 70.000 Menschen gleichzeitig zu einer Veranstaltung anreisen, kann das Straßen- und Verkehrsnetz einer Stadt schnell an seine Grenzen stoßen.

Flores ergänzt: „Wir haben den gesamten Bezirk analysiert und dabei kritische Punkte identifiziert, an denen die größten Belastungsspitzen in der Fußgängerdichte oder sogar Engpässe auftraten. Die wichtigste Messgröße war der so genannte Level of Service (LOS), basierend auf der Fuin-Analyse. Das ist ein Konzept zur Definition der Fußgängerdichte und der Qualität des Fußgängerflusses, es zeigt wie gut, flüssig und schnell sich die Menschen bewegen können“.

Die Identifizierung dieser kritischen Punkte und Bereiche ermöglichte es dem Projektteam, Lösungen und Maßnahmen zu finden, um entgegenzuwirken. Zum Beispiel durch den Ausbau der Treppen im Zugangsbereich der öffentlichen Verkehrsmittel oder durch die Verlegung der Plätze für Verkaufsstände.

Wichtige Werkzeuge: Fußgängersimulationen

Die Erkenntnisse aus der Personenstromanalyse wurden bei beim Umbau berücksichtigt. Seit 2017 spielt Atlético Madrid in seinem neuen Heimstadion.

„Fußgängersimulationen sind wichtige Werkzeuge. Sie ermöglichen es uns, den detaillierten Betrieb jeder Infrastruktur vor der Umsetzung eines Projektes unter realistischen Bedingungen zu bewerten“, so Javier Flores. „Bei Buchanan, wo ich heute arbeite, kombinieren wir unser Wissen über Fußgängerverhalten, mit dem Einsatz der neuesten Simulationstechniken und Softwarelösungen. Unsere Projekte reichen von Großveranstaltungen bis hin zur Analyse von Fußgängerströmen in Bahnhöfen und Metrostationen, wie z. B. in der Metro in Lima und Riyadh. Personenstromanalysen ermöglichen es uns, das Verhalten von Menschen in einem bestimmten Umfeld, unter einer Vielzahl von Bedingungen, in allen Arten von räumlichen und betrieblichen Anordnungen vorherzusagen.“

Personenstromsimulation: Großveranstaltungen sicher machen

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