U-Bahnen sind schnell, zuverlässig und unabhängig von verstopften Straßen und Staus. Kein Wunder also, dass sie bei Städtern weltweit hoch im Kurs stehen. In der französischen Hauptstadt Paris nutzen zum Beispiel im Durchschnitt 4,2 Millionen Menschen jeden Tag die Metro. In Berlin wuchs die Zahl der Fahrgäste seit 2008 um rund 20 Prozent auf über eine halbe Milliarde pro Jahr.
Wenn es in U-Bahnsystemen zu Störungen kommt, kann dies schnell zu großen Beeinträchtigungen führen. Wie müssen sie also gestaltet sein, damit sie auch bei unvorhergesehenen Ereignissen wie Bränden oder Stromausfällen funktionieren? Das untersucht das deutsch-französische Forschungsprojekt U-THREAT, an dem auch PTV beteiligt ist.
Ziel des Projektes ist es, Haltestellen, Bahnen und Schienennetze so zu gestalten, dass sie nach einem Vorfall zuverlässig aufrecht gehalten bzw. schnell wieder normal funktionieren können. Seit dem Start des Forschungsprojekts 2017 haben die Forschenden zunächst eine Bedrohungs- und Ereignisdatenbank aufgebaut – mit allen potenziellen Gefahren.
Das Research Team der PTV entwickelt im Projekt eine Bewertungsmethodik, um die Verwundbarkeit einzelner Abschnitte im U-Bahn-System ermitteln zu können. „Wir arbeiten mit einem Verfahren auf Basis unserer Software PTV Visum, mit dem besonders kritische Haltestellen und Punkte im Netz identifiziert und ihre ‚Verwundbarkeit‘ unter betrieblichen Aspekten bewertet werden können “, erklärt Dr. Charlotte Fléchon aus dem PTV Research Team. „Mit Hilfe dieses Modells kann zudem der Ereignisfall simuliert und die Wirkung von bestimmten Maßnahmen bewertet werden. Zum Beispiel was passiert, wenn eine Haltestellt ausfällt. Welche Mehrreisezeiten der direkt oder indirekt betroffenen Nutzer im Netz resultieren daraus?“
Die zwölf Partner des Forschungsprojekts aus verschiedenen Hochschulinstitutionen, Forschungseinrichtungen, Verbänden, Verkehrsbetrieben und Unternehmen erstellen darüber hinaus ein Sicherheitskonzept. Im Notfall ist es besonders wichtig, dass die Fahrgäste die unterirdische Station schnell und sicher verlassen können. „Wir haben die erarbeiteten Ergebnisse erst kürzlich bei einer Großübung in der U-Bahn von Lyon unter realen Bedingungen getestet“, erzählt die PTV-Forscherin. „Das war sehr aufschlussreich und wir konnten viele neue Erkenntnisse, zum Beispiel auch aus den Rückmeldungen der Fahrgäste und Feuerwehrleute gewinnen.“
Diese fließen nun in die weitere Forschungsarbeit mit ein. Das Forschungsprojekt U-THREAT läuft noch bis zum Sommer 2020.
Forschungsprojekt U-THREAT
U-THREAT ist Teil des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ und wird im Rahmen der Förderbekanntmachung „Zukünftige Sicherheit in Urbanen Räumen“ vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der französischen Agence Nationale de la Recherche (ANR) gefördert.
Laufzeit: August 2017 bis Juli 2020
Projektvolumen: 2,2 Millionen Euro