Städte auf der ganzen Welt ächzen unter steigendem Verkehrsaufkommen, Lärm und schlechter Luft. Eine Verkehrswende muss her – da sind sich die Expert*innen einig. Als eines der Schlüsselelemente für die lebenswerte Stadt der Zukunft gilt der Radverkehr. Doch was ist nötig, damit mehr Menschen aufs Rad umsteigen?
Fahrradfreundliche Städte wie Kopenhagen, Utrecht oder Amsterdam werden häufig als besonders lebenswert bewertet. Kein Wunder, aktive Mobilität wie Radfahren oder zu Fuß gehen, spart Platz, ist geräuscharm, umweltfreundlich und wird deshalb in der innovativen Stadtplanung mehr und mehr berücksichtigt. „Wir sehen ganz klar, dass in Mobilitätskonzepten die Bedeutung des Radverkehrs in den letzten Jahren stark zugenommen hat und auch weiter zunimmt. Städte können es sich heute nicht mehr leisten, das Thema unter den Tisch fallen zu lassen“, bestätigt Peter Lange, der bei der PTV Transport Consult GmbH in Sachen Radverkehr berät. Um Anreize für den Umstieg aufs Fahrrad zu schaffen, müsse die Infrastruktur eine sichere, komfortable und vor allem effektive Nutzung des Fahrrads ermöglichen.
Fahrradfreundliche Infrastruktur
Dies bestätigt auch eine Umfrage unter Fahrradfahrern in Kopenhagen, der laut Copenhagenize-Index fahrradfreundlichsten Stadt der Welt. In der dänischen Hauptstadt nehmen 62 % der Einwohner*innen für die Fahrt zur Arbeit oder Schule das Fahrrad. Nach dem Grund gefragt, nennen sie nicht etwa Gesundheit, Umweltbewusstsein oder Geldersparnis, sondern Effektivität – weil sie so am besten von A nach B gelangen.
„Der Ausbau des Radnetzes ist natürlich eine der wichtigsten Stellschraube, wenn es um Fahrradförderung geht. Und das nicht nur in der Stadt, sondern auch mit Blick auf die Anbindung ins Umland, z. B. mit Radschnellwegen“, so Peter Lange. „Außerdem spielt Intermodalität, insbesondere die Verknüpfung von Rad und ÖPNV eine große Rolle und die Sicherheit auf der Straße. Wobei es dabei nicht nur um die tatsächliche, sondern auch um die empfundene Sicherheit der Radfahrer*innen selbst geht.“
Bürger beteiligen
So gewinnt auch die Beteiligung der Bürger*innen in der konkreten Planung von Radverkehrsprojekten an Bedeutung. In Kopenhagen werden beispielsweise für den alle zwei Jahre erscheinenden Fahrradbericht, Radfahrer*innen zu Punkten wie Infrastruktur und dem gefühlten Grad der Sicherheit befragt. Die asiatische Metropole Singapur, die bis 2030 700 km Radwegenetz aufbauen will, setzt ebenfalls auf die Öffentlichkeit. In einem Virtual-Reality Radsimulator – auf Basis von PTV-Software – können Bürger*innen dort mögliche Radwege abfahren und das Design mitbestimmen.
Per Modell zur fahrradfreundlichen Infrastruktur
„Städte, die ihren Verkehr auf Radfahrer*inner ausrichten wollen, stehen vor zahlreichen entscheidenden Fragen. Wo werden separate Fahrradspuren benötigt, wo neue Radschnellwege oder Parkflächen? Welche sieht das Zusammenspiel mit anderen Verkehrsteilnehmern aus? Wie ermöglicht man Grüne Wellen für Fahrradfahrer sinnvoll?“, weiß Jochen Lohmiller, Produktmanager bei PTV. „Bevor kostspielige Infrastrukturprojekte durchgeführt werden, ist es deshalb sinnvoll, die verschiedenen Maßnahmen genau unter die Lupe zu nehmen. Unsere Simulationssoftware PTV Vissim ist da ein starkes Tool. Mit Hilfe eines virtuellen Modells können wir den heutigen und künftigen Fahrradverkehr einer Stadt realitätsnah simulieren und verschiedene Was-wäre-wenn-Szenarien durchspielen. So lassen sich in der virtuellen Umgebung die Auswirkungen der Maßnahmen testen und validieren.“
Die Fahrradhauptstadt Kopenhagen setzte übrigens genau diese PTV-Technologie ein, um ihr Fahrradnetz zu optimieren und weiter auszubauen. Die ganze Erfolgsgeschichte lesen Sie hier.