Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kämpft der Öffentliche Nahverkehr auf der ganzen Welt mit geringer Nachfrage und niedrigen Fahrgastzahlen. So sank in New York beispielsweise die Fahrgastnachfrage in Corona-Zeiten auf gerade mal ein Drittel des sonst üblichen Volumens. In Madrid sind die Auswirkungen von Corona ebenfalls zu spüren: Im Jahr 2020 reduzierte sich die Fahrgastzahlen im ÖPNV im Vergleich zu 2019 um 47 %. Um in diesen herausfordernden Zeiten ein hohes Serviceniveau aufrechtzuerhalten, verlässt sich die Metro in Madrid auf ein intelligentes Nachfragemodell.
Die spanische Hauptstadt mit ihren fast 3,4 Millionen Einwohnern verfügt über eines der umfangreichsten Metrosysteme der Welt mit insgesamt 294 Kilometern Schienennetz, 12 Linien und 302 Stationen. Normalerweise nutzen täglich bis zu 2,7 Millionen Fahrgäste die U-Bahn, nicht nur Einwohner*innen und Pendler*innen, sondern auch Tourist*innen, die die zweitgrößte Stadt der Europäischen Union besuchen.
Um einen effizienten Betrieb und einen qualitativ hochwertigen Service zu gewährleisten, ist es für den ÖPNV unerlässlich, einen detaillierten Überblick über die Fahrgastströme und die Nachfrage im gesamten Netz zu haben.
Nachfragemodell zur Serviceoptimierung
Die Betriebsgesellschaft der Metro, die Metro de Madrid, überwacht deshalb nicht nur das Fahrgastaufkommen. Die Anzahl der Fahrgäste sowie deren Mobilitätsmuster (die sich aus Fahrgastbefragungen und die Nutzungen verschiedener Tickettarife ergeben) werden zum mit einem Verkehrsmodell auf Basis von PTV Visum kombiniert. Das Nachfragemodell analysiert und prognostiziert die Fahrgastströme und die Verkehrsnachfrage, was wiederum die operative Entscheidungsfindung unterstützt.
Mit Hilfe der Software ist es Metro de Madrid möglich, das Angebot nachfrage- und serviceorientiert zu optimieren. So kann die Fahrgastnachfrage auf verschiedenen Metrolinien zu verschiedenen Tageszeiten abgeschätzt und damit die benötigten Kapazitäten und die Anzahl der Züge geplant werden. Fahrgastströme und das Mobilitätsverhalten der Nutzer können über das gesamte Netz und in allen Bereichen – einschließlich Bahnhöfen, Bahnsteigen und den Zügen – analysiert und vorhergesagt werden.
Dieses Modell ist für die Betriebsgesellschaft zur Abschätzung der Fahrgastnachfrage in Corona-Zeiten zu einem Schlüsselelement geworden. Es hilft, sich so effizient wie möglich an die sich ständig ändernde Situation anzupassen und die Fahrpläne schnell zu ändern.
Fahrgastnachfrage in Corona-Zeiten messen
Um die speziellen Sicherheitsvorschriften, während der Coronakrise innerhalb des U-Bahn-Systems zu managen, wurde das Verkehrsmodell um zusätzliche Komponenten erweitert. Diese helfen beispielsweise dabei zu entscheiden, wo und wann U-Bahn-Stationen geschlossen werden sollten, um eine Überfüllung zu vermeiden.
Verkehrsplaner*innen erhalten zudem eine wichtige Entscheidungshilfe, um ein gutes Gleichgewicht zwischen höheren Kapazitäten – die notwendig sind, um genügend Abstand in den Zügen zu halten – und der allgemein geringeren Fahrgastnachfrage in Corona-Zeiten zu finden.
Silvia Roldan, CEO von Metro de Madrid, erklärt auf ihrem LinkedIn-Account: „Metro de Madrid generiert die Fahrgastnachfrage mithilfe eines Systems, das an den Eintrittschranken aller Metrostationen Daten über die Fahrgäste sammelt. Um die Bewegungen zu modellieren, werden diese Informationen ständig in PTV Visum aktualisiert.
Dank des Erfahrungsgrades, den wir mit diesem Tool erreicht haben, und der Entwicklung von ergänzenden Projekten sind wir in der Lage, Veränderung im Mobilitätsverhalten täglich zu aktualisieren. Das wichtigste dieser Projekte ist die Schätzung von Herkunft-Ziel-Matrizen aus TTP-Daten. Mit diesem Input erhalten wir eine gute theoretische Annäherung an die geschätzte Belegung in den Zügen unter den wechselnden Bedingungen und können sicherstellen, dass das von uns vorgeschlagene Serviceangebot den Anforderungen der Gesundheitsbehörden entspricht.“