In vielen Städten feiert die Straßenbahn eine Renaissance. Dennoch bleibt der Bus im ÖPNV das Verkehrsmittel Nummer Eins. Antonio García Pastor arbeitet als Director of Operations bei einem der größten ÖPNV-Betreibern Spaniens, der Avanza Group ADO. Zudem ist er Vorsitzender des UITP Bus Committee und schreibt dem Bus eine wichtige Rolle zu.

Antonio GARCIA PASTOR
Antonio GARCIA PASTOR - Director of Operations bei Avanza by Mobility ADO

Bei der UITP sitzen Sie dem Bus Committee vor. Welche Rolle spielen Busse im ÖPNV?

Antonio García Pastor: Insbesondere in Südeuropa sind Straßenbahnen aus dem Stadtbild verschwunden. Sie haben dem motorisierten Individualverkehr Platz gemacht. Das ist schade, denn Straßenbahnen strahlen eine gewisse Attraktivität auf ihre Nutzer*innen aus. Einige Städte versuchen, ihr Straßenbahnnetz wieder herzustellen oder neue zu entwickeln. Das ist gut. Denn man darf nicht unterschätzen, dass die Straßenbahn einer Stadt ein positives Image verleihen kann. Für den Bus ist es schwieriger, dieses positive Image zu transportieren. Dennoch spielen Busse eine wichtige Rolle im ÖPNV. Zum einen sind sie in vielerlei Hinsicht kosteneffizienter als Straßenbahnen. Zum anderen bieten Busse eine unglaubliche Flexibilität hinsichtlich Einsatzort und Einsatzzeiten: Ein Bus braucht keine Schienen. Er lässt sich sozusagen überall im Straßenverkehr einsetzen. Und als Betreiber kann ich die Anzahl, Häufigkeit und Fahrpläne sehr einfach anpassen. Wichtig ist, dass Straßenbahnen und Busse keine Feinde sind: Sie ergänzen sich gegenseitig. Nur dadurch lassen sich Nachhaltigkeitsziele erreichen und die Menschen dazu bringen, ihr Auto stehen zu lassen.

Wie kann der Bus sein Image verbessern?

Antonio García Pastor: Straßenbahnen gelten unter anderem als attraktiv, weil sie viel Raum bieten. In Bussen hingegen ist der Platz begrenzter. Das lässt sich nicht so einfach ändern. Was man ändern kann, sind die Bedingungen, zu denen der Bus auf der Straße unterwegs ist: Indem man eine busfreundliche Infrastruktur schafft und passende Priorisierungsmaßnahmen umsetzt, erreichen Busse ihre Ziele pünktlich. Nutzer*innen erleben, dass die Busse mit einer guten Geschwindigkeit von Haltestelle zu Haltestelle fahren. Sie erleben, dass Busse – anders als andere Verkehrsteilnehmende – nicht an Ampeln warten müssen und dass alles reibungslos abläuft.

Gibt es neben den Verkehrsabläufen weitere Möglichkeiten, die Attraktivität von Bussen zu steigern?

Antonio García Pastor: Busse haben sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Niederflurbusse erleichtern beispielsweise das Ein- und Aussteigen, indem sie die Einstiegsseite zusätzlich absenken. Einen großen Imagegewinn können Busse auch durch die Elektrifizierung verzeichnen. Sie macht den Bus noch umweltfreundlicher. Und der Bus profitiert von technologischen Entwicklungen wie Apps. Sie liefern Fahrgästen die Information, wann der nächste Bus kommt. Die Echtzeitdaten erleichtern die Nutzung, wodurch die Attraktivität des Bussystems steigt.

Indem man eine busfreundliche Infrastruktur schafft und passende Priorisierungsmaßnahmen umsetzt, erreichen Busse ihre Ziele pünktlich.
Indem man eine busfreundliche Infrastruktur schafft und passende Priorisierungsmaßnahmen umsetzt, erreichen Busse ihre Ziele pünktlich.

Ein Leitfaden für die Planung des öffentlichen Verkehrs

Eine gute ÖV-Planung ist herausfordernd: steigende Nachfrage in Städten, schwierige Bedingungen auf dem Land, neue Technologien. Diese Herausforderungen zu bewältigen ist Aufgabe der ÖV-Planer*innen, der Verkehrsbetriebe sowie der zuständigen öffentlichen Stellen.

Auf der Seite „AoA ÖV-Planung“ erfahren Sie, was eine gute ÖV-Planung ausmacht und welche Technologien dabei helfen, sie zu erreichen.

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