Die Stadt York im Nordosten Englands ist berühmt für ihre gotische Kathedrale, ihre Stadtmauer und reiche römische Geschichte. Der historische Stadtkern ist überaus beliebt bei den 7 Millionen Tourist*innen, die York jedes Jahr besuchen, stellt die Verkehrs- und Stadtplaner jedoch vor große Herausforderungen. In den engen Straßen gibt es überall Engpässe, mit Folgen wie schlechter Erreichbarkeit, vielen Staus und Luftverschmutzung. Da die Kapazitäten im Straßenverkehr nicht einfach durch Infrastrukturmaßnahmen, wie breitere oder zusätzliche Straßen erweitert werden können, setzt York auf Innovation und Technologie. Als erste Stadt in Großbritannien nutzt York jetzt ein Echtzeit-Verkehrsmodell, um den Verkehr in Echtzeit zu managen und zu optimieren.

Das neue Echtzeit-Verkehrsmodell ist eine Schlüsselkomponente des Smart Travel Evolution Program (STEP), einem Programm, das digitale Ansätze in der Verkehrsplanung und im Verkehrsmanagement fördert. Es wurde 2018 gestartet und wird von der britischen Regierung finanziert wird. So ist das Kernstück von STEP eine Datenplattform, die alle Arten von relevanten Mobilitätsdaten aus verschiedenen Quellen zusammenführt, um ihre Verknüpfung zu verbessern und damit die Stadt zu befähigen zukünftig mit einer sich ändernden Nachfrage umzugehen.

„Diese Daten sind auch die Basis für das Live-Verkehrsmanagement“, erklärt Michael Oliver von der PTV Group, der für den erfolgreichen Implementierung des Echtzeit-Verkehrsmodells in York verantwortlich war.  „Unsere Software PTV Optima, mit der sich der Verkehr detailliert prognostizieren lässt, wird mit Echtzeitdaten von mehr als 100 Verkehrssensoren, mehr als 100 Signalsteuerungen und den Live-Geschwindigkeitsdaten des gesamten Netzwerks von TomTom kommen aktuelle Informationen über Baustellen und andere Änderungen im Netzwerk.“

York

Die Software kombiniert diese Echtzeitdaten mit einem dynamischen Offline-Verkehrsmodell.

„Das funktioniert ähnlich wie die Wettervorhersage“, so Michael Oliver. „Die aktuellen Verkehrsbedingungen werden ständig aktualisiert und können bis zu einer Stunde im Voraus prognostiziert werden. Diese Prognose liefert der Leitstelle ein zusammenhängendes und detailliertes Bild der gesamten aktuellen Verkehrslage.“

Verkehrsmanager*innen können so alle Verkehrswege der Stadt kontinuierlich überwachen. Sie erhalten einen detaillierten Überblick über das Geschehen im gesamten Netzwerk – auch über Standorte, die nicht über Sensoren oder Videoüberwachung verfügen. Das Verkehrsmodell ermöglicht zuverlässige Vorhersagen des Verkehrs und identifiziert mögliche Verkehrsszenarien, um negative Auswirkungen von Staus, Straßensperrungen oder Baustellen zu mindern. Die Verkehrsleitzentrale kann dank dieser Live-Informationen, spontan und schnell auf Störfälle reagieren und zudem mögliche Szenarien für die nächste Stunde, den nächsten Tag oder die nächste Woche testen.

Die Stadt verfügt damit nicht nur über ein operatives Tool zur Überwachung und Steuerung der aktuellen Bedingungen, sondern auch zur strategischen Planung.

„Vor STEP wurden Kreuzungen so gut wie möglich modelliert und durch reine Beobachtung getestet angepasst, Unsere so genannten Network Monitoring Officers (NMO) hatten ein Auge auf die Videoüberwachungen und die sozialen Medien wie Twitter, um Staus oder Vorfälle ausfindig zu machen. Dies war größtenteils reaktiv, und bei der Netzkapazität zählt jede Sekunde“, erklärte STEP-Projektleiter James Guilliatt in einem Interview mit der Zeitschrift TransportXtra, „Mit den Vorhersagen und Warnungen aus PTV Optima sind unsere NMOs bereits informiert bevor die eigentliche Krise eintritt, und können früher und effektiver eingreifen. So kann zum Beispiel die Ampelschaltung für die Rush-Hour am Nachmittagsschon früher geschalten werden, wenn es zu einem unerwarteten Verkehrsaufkommen kommt. Also Vorbeugen statt Heilen”

Auch Dave Atkinson von der Stadtverwaltung York, zieht bereits wenige Wochen nach der Implementierung des Echtzeit-Modells im Juni 2021 ein positives Fazit: „Das Tool erweist sich bereits in diesem frühen Stadium als Erfolg. Wir sind in der Lage, das künftige Verkehrsaufkommen anhand des Echtzeitdaten vorherzusagen und so den Verkehrsfluss selbst in Spitzenzeiten besser zu steuern, indem wir die Ampeln so anpassen, dass sie den Verkehrsbedingungen am besten entsprechen.“

Die neue Strategie und das Echtzeit-Verkehrsmodell werden zunächst die nächsten sechs Jahre betrieben – mit vielen Erweiterungsmöglichkeiten.

Michael Oliver fügt hinzu: „Derzeit wird das Modell nur für den Autoverkehr genutzt. In Zukunft könnte aber auch die Integration von Echtzeitdaten es öffentlichen Nahverkehrs eine gute weitere Option sein. So lassen sich zum Beispiel die Live-Standortdaten von Bussen in der Software nutzen, um Aussagen in Echtzeit zu geben, wo sich die Busse gerade befinden und wie viel Verspätung sie haben. Diese Informationen helfen dabei, Entscheidungen zu treffen, wo, wann und wie Maßnahmen ergriffen werden sollen.“

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