Seit dem 15. Juni sind viele europäische Grenzen nach monatelangem Corona-Lockdown wieder offen. Mit dem Start in die Urlaubssaison wird der Flugverkehr wieder zunehmen. Doch wie können in der noch andauernden Coronakrise Flughäfen sicher gestaltet werden? Wie kann Social Distancing in den Terminals aussehen? Was muss im Flughafenbetrieb geändert werden?
Coronakrise: Sicherheitsmaßnahmen für Flughäfen
Für die Flughäfen bedeutet dies zahlreiche neue Herausforderungen. Anfang Juni hat die UN-Luftfahrtbehörde ICAO ihre neuen Covid-19-Richtlinien für den weltweiten Flugverkehr mit zahlreichen Maßnahmen vorgelegt. In Italien rechnet man mit Kosten von rund 150 Millionen Euro, um die neuen Sicherheitsvorschriften umzusetzen.
One Works, ein weltweit tätiges Architektur- und Ingenieurbüro, bereitet sich auf diese Herausforderungen vor. „Ich glaube nicht, dass diese Krise zu einem signifikanten und dauerhaften Rückgang des Flugverkehrs führen wird“, sagt der Gründer und geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens, Giulio De Carli, „Stattdessen wird es eine allmähliche Erholung und sicherlich eine Neuordnung sowohl der Bodeninfrastruktur als auch des Flugverkehrs selbst geben.“
Neue Infrastruktur?
Einen ähnlichen Umbruch in der Geschichte des Luftverkehrs gab es nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Damals wurden Flughäfen mit zahlreichen neuen Sicherheitsverfahren radikal umgestaltet.
In der Coronakrise müssen Flughäfen jetzt ebenfalls neu gedacht werden. Es ist wahrscheinlich, dass es auch diesmal radikale Änderungen geben wird. So müssen zum Beispiel die Sicherheits-Checks neu organisiert werden, um lange Warteschlangen zu vermeiden, in denen es nicht möglich ist, ausreichend Abstand zu halten.
Auch Veränderungen der Infrastruktur innerhalb von Flughäfen könnten jetzt beschleunigt werden. Ein schwieriger Prozess, da Flughafendesigner*innen verstärkt darauf achten müssen, die riesigen und kostspieligen Bauten möglichst flexibel zu gestalten.
Simulationen helfen dabei, Risiken zu minimieren
In Italien hat die nationale Luftfahrtbehörde kürzlich Richtlinien für die Wiederaufnahme des Verkehrs an Flughäfen erlassen. Darin wird die Bedeutung von Softwarelösungen hervorgehoben, um die Bewegungen von Personen innerhalb von Flughäfen in der Coronakrise zu simulieren.
De Carli sieht das ähnlich: „Noch nie zuvor war Technologie in so vielen Bereichen und Situationen so hilfreich, um Gefahren einzudämmen und Risiken zu minimieren.“
Sein Beratungsunternehmen nutzt PTV Viswalk, eine Simulationssoftware, um Fußgängerströme in öffentlichen Räumen, wie etwa Flughäfen, zu bewerten.
Das Tool hilft, die Einhaltung lokaler und internationaler Sicherheitsvorschriften zu bewerten und zu berücksichtigen. Durch die Analyse verschiedener Szenarien mit der Fußgängersimulationssoftware können Flughafenbetreiber*innen bewerten, wie sicher die Infrastruktur ist.
„Auf Flughäfen müssen Menschen durch verschieden Schleusen und Engstellen gehen. Dies muss gemanagt werden. Der Einsatz von Simulationen ist da die beste Möglichkeit“, sagt De Carli.
Er ergänzt, dass Simulationen auch in anderen Bereichen hilfreich seien: „Zum Beispiel bei Umweltfragen. Durch dynamische Simulationen der Personenströme ist es möglich, den Energieverbrauch für die Klimatisierung oder Beleuchtung zu optimieren.“
Die Umgestaltung der öffentlichen Räume und der Infrastruktur auf Flughäfen ist im Gange. Simulationen werden daher eine wichtige Rolle spielen, auch wenn die Krise irgendwann vorüber ist.