Dass der Mensch für den Klimawandel mitverantwortlich ist, lässt sich heute nicht mehr bestreiten. Auch wenn der Verkehr bei weitem nicht der einzige Verursacher von CO2- Emissionen ist, so spielt er doch eine wesentliche Rolle. Personen- und Güterverkehr verursachen 24 % der globalen Treibhausgase – Tendenz steigend. Bis 2050 könnte sich der Anteil der verkehrsbedingten Emissionen sogar verdoppeln. Dies ist zum einen auf die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zurückzuführen, zum anderen auf den wachsenden Mobilitäts- und Transportbedarf. Im Jahr 2018 wurde die Allianz zur Dekarbonisierung des Verkehrs (Alliance for the Decarbonisation of Transport, TDA) mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Verkehrswende zu beschleunigen und den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen auf null zu senken.
Die Coronakrise hat uns in den letzten Wochen vor Augen geführt, wie wichtig funktionierende Verkehrsströme für die globale Wirtschaftstätigkeit sind. Doch wirtschaftliche und ökologische Anforderungen in der Verkehrspolitik unter einen Hut zu bringen, ist ein komplexes Unterfangen – gerade im Bereich der Logistik. Kreislaufwirtschaft, multimodaler Transport, Ladungsoptimierung zur Reduzierung von Leerfahrten, Steigerung der Energieeffizienz, Übergang zu erneuerbaren Energien und Modernisierung der Stadtlogistik … Es gibt zahlreiche unterschiedliche Ansätze, um den Energieverbrauch im Transportwesen zu diversifizieren und zu reduzieren.
Diese Vielfalt macht zugleich deutlich, dass es sich um ein Thema handelt, das uns alle betrifft. Doch ein Wundermittel zur Lösung des Problems gibt es nicht. Der Klimawandel ist ein globales Problem, das nur auf internationaler, politischer Ebene gelöst werden kann. So ist es unerlässlich, dass die länderspezifischen Strategien in puncto Verkehr, Energie und Umwelt aufeinander abgestimmt werden. In diesem Sinne werden weltweit Initiativen ins Leben gerufen, die Menschen und Organisationen aus aller Welt zusammenbringen, um diese Herkulesaufgabe gemeinsam zu lösen.
Internationales Bündnis für die Verkehrswende
Die Idee zur Gründung der TDA entstand im Dezember 2017 in Paris während des „One Planet“-Gipfels, zu dem der französische Präsident Emmanuel Macron geladen hatte. Ziel der Allianz ist es, Experten*innen aus Ländern, Städten und Unternehmen, den sogenannten „3 Cs“ an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam die Themen Verkehrswende und nachhaltigen Transport voranzutreiben.
Es haben sich bereits mehrere Länder der Initiative angeschlossen, darunter Frankreich, die Niederlande, Finnland und Costa Rica, sowie verschiedene Städte und Regionen – zum Beispiel Kalifornien und Schottland, Lissabon und Rotterdam. Zu den Unternehmen, die der Allianz beigetreten sind, gehören DHL, Michelin und die PTV Group.
In de TDA gibt es drei verschiedene Arbeitsgruppen: eine zum städtischen Güterverkehr, eine zur emissionsfreien Mobilität sowie eine, die ein Trainingsprogramm zum Thema Dekarbonisierung erarbeitet. Bei ihren Treffen tauschen sich die Mitglieder zu Best Practices, gemeinsamen Herausforderungen und Lösungen aus. Dieser Ansatz ermöglicht es den Bündnispartner*innen, gemeinsam innovative Pilotprojekte voranzutreiben und pragmatische Lösungen zu entwickeln.

Emissionsfreier städtischer Güterverkehr
Die Expert*innen der PTV Group erarbeiten in der Arbeitsgruppe „Urban Freight“ innovative Konzepte für den emissionsfreien Güterverkehr. Dabei gibt es jedoch zahlreiche Hindernisse zu überwinden. Insbesondere die urbane Logistik, einschnell wachsendes Marktsegment mit geringen Gewinnspannen, erweist sich als äußerst komplex.
Zwischen Ländern, Städten und Unternehmen besteht oft Unklarheit, wer die Führung übernimmt, wenn es um die Verkehrswende und eine grünere Logistik geht. Gerade im Güterverkehr mangelt es an wirtschaftlich tragfähigen Lösungen. Unternehmen sind meist nicht zu einem transparenten Datenaustausch bereit. Es gibt kaum Anreize für Innovationen, um Flotten zu modernisieren oder um auf umweltfreundliche Transporte über den Schienen- oder Wasserweg oder mit elektrischen Lastenrädern umzusteigen.
Aus diesem Grund setzt die TDA-Arbeitsgruppe auf einen kooperativen Ansatz.
Sita Holtslag, die Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Urban Freight“ erklärt: „Die TDA bringt die führenden Länder, Städte/Regionen und Unternehmen mit der Zielsetzung zusammen, für die Verkehrswende bis zum Jahr 2050 zu sorgen. Dabei befassen wir uns u. a. mit der Fragestellung, wie wir null Emissionen im urbanen Güterverkehr schneller realisieren können. Ein sehr interessantes Thema, bei dem verschiedene Welten aufeinanderprallen. Gemeinsam mit aktiven Partnern wie der PTV-Gruppe formulieren wir die notwendigen Fragestellungen und erarbeiten Empfehlungen und Maßnahmen, die diese Punkte aufgreifen.“
Der Schlüsselaspekt: Elektrifizierung des Verkehrs
Entscheidend für die Umsetzung der Verkehrswende ist die Elektrifizierung des Güterverkehrs. Durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen lassen sich CO2-Emissionen und damit die Luftverschmutzung deutlich verringern. Emissionsfreie Nutzfahrzeuge sind unerlässlich, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren.
Viele Logistikbetreiber*innen sind bereit, von Diesel auf Strom umzusteigen. Gleichzeitig beklagen sie aber auch den Mangel an Fahrzeugen, die sowohl funktional als auch kostengünstig sind. Die Hersteller*innen wiederum führen an, dass die Nachfrage nach diesen Fahrzeugen zu gering sei.
Daher veröffentlichte die TDA-Arbeitsgruppe für städtischen Güterverkehr im Jahr 2019 einen internationalen Aufruf zur Unterzeichnung einer Petition, um den potenziellen Bedarf nach emissionsfreien Nutzfahrzeugen zu verdeutlichen. Ziel dieses Aufrufs war es, aufzuzeigen, dass Flottenbetreiber*innen bereits sehnsüchtig auf ein breiteres, effizientes und kostengünstiges Angebot an umweltfreundlichen Fahrzeugen warten.
Und tatsächlich folgten bis zum Frühjahr 2020 mehr als 80 Unternehmen und Organisationen dem Aufruf – woraus sich eine potenzieller Bedarf von 260.000 Fahrzeugen ergab. Die PTV war ebenfalls an der Initiative beteiligt und bat Kund*innen und Partner*innen um ihre Teilnahme.
Internationale Reichweite
Um eine noch breitere Aufmerksamkeit zu erzielen, arbeitet die TDA mit anderen internationalen Organisationen zusammen, die sich mit dem Thema Dekarbonisierung befassen. Gemeinsam mit Klimagruppe/EV100 und CALSTART/Fahren auf Null arbeitet sie mit Hochdruck daran, die Entwicklung der emissionsfreien Nutzfahrzeuge zu beschleunigen und Angebot und Nachfrage aufeinander abzustimmen.
Die PTV Group kann hier einen wertvollen Beitrag zum Erfolg der Initiative leisten. Denn das Unternehmen bietet nicht nur Software zur Berechnung von Verkehrsemissionen, sondern auch Modellierungs- und Planungslösungen zur Begrenzung und Reduzierung der Luftschadstoffe. Das Forschungs- und Entwicklungsteam der PTV Group war zudem bereits an zahlreichen europäischen Forschungsprojekten zur Elektrifizierung des Verkehrs beteiligt.
Mit ihren ausgereiften Softwarelösungen zur Verkehrsmodellierung und -optimierung möchte die PTV Group aktiv dazu beitragen, die Verkehrswende bis 2050 zu realisieren.