Der Verkehr ist heute für 24 % der weltweiten CO2-Emissionen durch die Verbrennung von Kraftstoffen verantwortlich. In Deutschland machen Abgase von Fahrzeugen – Pkws, Lkws, Busse und Zweiräder – ein Viertel der gesamten CO2-Emissionen aus. Um die Klimaziele von Paris noch zu erreichen, gilt es den Sektor schnell zu dekarbonisieren. So hat beispielsweise die Europäische Kommission mit ihrem Green Deal angekündigt, die verkehrsbedingten Treibhausgase bis 2050 um 90 % reduzieren zu wollen. Ein wichtiges Ziel ist es, die Einführung sauberer Fahrzeuge und alternativer Kraftstoffe erheblich zu fördern. Gehört also der Elektromobilität die Zukunft?

Wenn es um E-Mobilität geht, fallen einem wohl zunächst Elektroautos ein. Im Jahr 2019 wurden weltweit mehr als 2,1 Millionen verkauft, was den Bestand an E-Fahrzeugen weltweit auf 7,2 Millionen ansteigen ließ. Regierungen weltweit unterstützen inzwischen den Kauf von Elektroautos mit Subventionen. In Deutschland wurde die E-Autoprämie auf einen Zuschuss von bis zu 9.000 Euro angehoben.

Reichweitenangst

Dr. ir. Gonçalo Correia
Dr. ir. Gonçalo Correia, TU Delft

Der Wandel vom Verbrenner hin zum Stromer läuft allerdings langsam.

„Ich bin ziemlich sicher, dass sich die Elektromobilität in Zukunft im öffentlichen und kommerziellen Bereich schneller etablieren wird, als bei den privaten Autofahrer*innen,“ sagt Dr. ir. Gonçalo Correia, Verkehrs- und Mobilitätsforscher an der Technischen Universität Delft in den Niederlanden und Leiter des hEAT-Labors der Abteilung für Verkehr und Planung, das sich mit elektrischer und automatisierter Mobilität befasst.

„Privatbesitzer*innen kostet heute ein E-Auto noch mehr als ein konventioneller Verbrenner. Dazu kommt die Reichweitenangst und das Risiko, das E-Auto nicht für alle Zwecke und Fahrstrecken nutzen können,“ sagt Correia.

Dagegen, so der Experte weiter, „kaufen Betreiber im öffentlichen Verkehr oder von Ridesharing und On-Demand-Services eine ganze Flotte und sparen daher Anschaffungskosten. Diese Flotten können zudem effizienter verwaltet werden, zum Beispiel was das Laden angeht“, so Correia weiter.

Elektrobusse im Kampf gegen Luftverschmutzung

In Städten, in denen sich eine große Zahl von Menschen und Fahrzeugen auf engem Raum bewegt, ist Luftverschmutzung ein besonders großes Problem. Die Dekarbonisierung des öffentlichen Verkehrs ist da der logische Schritt. Vielerorts werden deshalb Dieselbusse durch elektrische Flotten ersetzt. China ist hier ein Vorreiter. So fahren beispielsweise in der Metropole Shenzhen bereits seit Ende 2017 alle Busse elektrisch. Aber auch viele andere Städte weltweit ziehen nach, wie etwa Wellington, Neuseeland, oder Leipzig.

Anbieter*innen von Mobility-on-demand-Services stellen auf Strom um

Auch bei den privaten Mobility-on-demand-Anbieter*innen findet der Wandel bereits statt. Das Ridesharing-Unternehmen Lyft etwa hat kürzlich angekündigt, bis 2030 zu 100 Prozent auf Elektrofahrzeuge umzustellen.

Dr. Correia ist überzeugt, dass Städte hier die Führung übernehmen müssen: “Die Städte müssen hier fördern und fordern. Zum Beispiel dadurch, dass sie Betriebsgenehmigungen an die Elektrifizierung der Fahrzeuge knüpfen oder Parken für Anbieter erleichtern, die sich umweltfreundlich verhalten.“

Herausforderungen der E-Mobilität meistern

Öffentliche Verkehrsbetriebe und private Mobilitätsanbieter*innen stehen in Sachen Elektromobilität der Zukunft vor ähnlichen Herausforderungen: Welche Fahrzeuge passen am besten was Reichweite, Kapazität und Ladezeit angeht? Wie viele E-Fahrzeuge werden benötigt, um einen zuverlässigen Service zu bieten? Wie sieht eine effiziente Ladeinfrastruktur aus?

Die Umstellung auf E-Mobilität bedeutet eine große Investition und muss gut geplant werden. Softwarelösungen können dabei helfen, diese Fragen zu analysieren, zu modellieren und zu testen.

„Modelle sind entscheidend, um elektrische Systeme erfolgreich zu planen und zu betreiben“, erklärt Dr. Correia, „zum Beispiel bei der Bestimmung der Flottengröße, die nötig ist, um einen bestimmten Service in einer Stadt bereitzustellen. Oder wenn es darum geht, Ladestrategien dafür zu entwickeln, wo und wie lange die E-Fahrzeuge aufgeladen werden sollen. Durch die Modellierung des Stromverbrauchs in einer Stadt ist es sogar möglich, zu analysieren, wie die Fahrzeuge intelligent aufgeladen werden können, damit sie dazu beitragen, die Nachfragespitzen abzufangen.“

Kostenfreies Webinar zur E-Mobilität der Zukunft

Das Webinar mit dem Titel “Electric cars: lifeline for cities – or an illusion?” findet am 29. Juli statt.

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