Die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen steigt kontinuierlich an. Angesichts des begrenzten Raums und der limitierten Infrastruktur spielen moderne Intelligente Verkehrssysteme  eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung von Staus und Umweltverschmutzung. Intelligent Transport Systems (ITS) gestalten Reisen sicherer und effizienter. Im Gespräch mit Christian U. Haas, dem CEO von PTV Group und Econolite, unter der Marke Umovity vereint, beleuchten wir die ITS-Trends für 2024.

Christian, das kommende Jahr verspricht ein Meilenstein in puncto vernetzte Fahrzeuge (CV) zu werden. Wie bewertest du diese Entwicklung?
V2X (Vehicle-to-Everything) communications

Die Zukunft der Mobilität ist zweifellos vernetzt, wobei die Ausweitung der Vehicle-to-Everything (V2X)-Kommunikation eine entscheidende Rolle spielt. Diese ermöglicht die Kommunikation zwischen Fahrzeugen, Ampeln und anderen Verkehrsstrukturen. Durch die Erweiterung von 5G-Netzen können Fahrzeuge in Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen und präzise auf sich verändernde Straßenbedingungen reagieren. Dies wird zu sichereren Straßen und einem optimierten Verkehrsfluss führen.

Im Mobilitätssektor entstehen täglich enorme Datenmengen. Wie können moderne Verkehrssysteme davon profitieren?

Diese Datensysteme sind essenziell für moderne Verkehrssysteme. Unterstützt von fortschrittlicher Software liefern Straßensensoren heute wesentlich umfangreichere Datensätze. Diese ermöglichen die Echtzeit-Erkennung von Fahrzeugen und Fußgängern, Trajektorien, Fahrzeugklassifizierung, Beinahe-Unfälle, Rotlichtverstöße, übermäßige Fahrzeugschlangen und andere entscheidende Informationen.

Die neuesten Technologien machen ITS zunehmend leistungsfähiger. Kannst du ein Beispiel nennen?

Ein Beispiel ist das Edge Computing oder das sogenannte Cabinet Edge. Die von Sensoren und anderen Geräten gesammelten Daten erfordern einen flexiblen, agilen Ansatz in der Datenverarbeitung. Dedizierte Plattformen an der Schaltzentrale und der Verkehrssteuerung haben eine viel geringe Latenzzeit im Datenaustausch und ermöglichen eine nahezu Echtzeit-Verkehrssteuerung.

Welche Herausforderungen siehst du darüber hinaus?

Neuere Technologien versprechen eine Verbesserung der Sicherheit und des Verkehrsflusses auf der Straße. Die Herausforderung besteht darin, dass diese Technologien und Datensätze nahtlos in bestehende ITS-Systeme integriert werden müssen. Die Möglichkeiten neuer V2X-Systeme hängen stark von der Kompatibilität des Datenaustauschs zwischen Geräten und Systemen ab.

Eine Cloud-basierte Open-Source-Architektur kann solche Lücken überbrücken. Diese bietet die gleiche kollaborative Offenheit wie bisherige Standards, kann jedoch schneller angepasst werden. Eine solche Architektur lässt sich problemlos in zukünftige Verkehrskontrollsysteme integrieren, einschließlich großer Datensätze aus Lösungen zur Situationserkennung, Cooperative Perception bei vernetzten Fahrzeugen oder trajektorienorientierter Sensorik und Echtzeitmodellierung.

Wie beurteilst du die Rolle von künstlicher Intelligenz im ITS-Kontext?

KI spielt im Verkehrsmanagement eine zunehmend wichtige Rolle, insbesondere in Bezug auf Echtzeit-Datenanalysen, Prognosemodelle und adaptive Entscheidungen. Durch maschinelles Lernen können riesige Mengen historischer und Echtzeitdaten verarbeitet werden, um Muster, Trends und Vorfälle zu erkennen. KI-gesteuerte Tools ermöglichen Verkehrsmanager*innen, schnell auf veränderte Bedingungen zu reagieren und den Verkehrsfluss zu verbessern, was auch die Emissionen reduziert. Eine KI lernt kontinuierlich aus Daten. So lassen sich Verkehrsmanagementstrategien im Laufe der Zeit verfeinern. Durch solch einen anpassungsfähigeren und proaktiveren Ansatz kann die heutige sehr komplexe, urbane Mobilität effizient gestaltet werden.

PTV Flows traffic management software
Welche weiteren ITS-Trends siehst du?

Eine Verlagerung vom klassischen Verkehrsmanagement zum multimodalen Netzmanagement wird deutlich. Traditionelle Systeme konzentrieren sich auf den Individualverkehr, während ein multimodales Netzmanagement einen umfassenderen Ansatz verfolgt, der die Bedürfnisse der Pendler*innen berücksichtigt und ein nachhaltiges, vernetztes, multimodaes Mobilitätssystem fördert.

Ich bin überzeugt, dass die Vision Zero im Jahr 2024 weiter an Bedeutung gewinnen wird. Das Ziel dieser Initiative ist es, keine Verkehrstoten oder Schwerverletzten mehr im Straßenverkehr zu haben und gleichzeitig eine sichere und gerechte Mobilität für alle zu fördern. Technologie- und datengesteuerte Ansätze tragen 2024 zu den Vision Zero-Zielen bei, wobei Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) die Verkehrssicherheit erhöhen. Vorausschauende Analysen ermöglichen es Behörden und Herstellern, Sicherheitsrisiken zu antizipieren und proaktive Präventivmaßnahmen zu ergreifen.

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