Ein alter Hut? Die intermodale Transportplanung ist so alt wie die Transportbranche selbst. In Zeiten der Digitalisierung bekommt das Thema jedoch einen neuen Rahmen. Weder Länder- noch Systemgrenzen scheinen einer professionellen und intermodalen Transportplanung im Weg zu stehen. Heute sind Transporte bis hin zur Kostendefinition pro Kilometer und dem  CO2-Fußabdruck, plan- und optimierbar. Aber wie sieht die Datenbasis aus und welchen Herausforderungen steht der intermodale Transport heute gegenüber?

Die Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger innerhalb einer Transportkette, bei der die Transport- oder Ladeeinheit auf die unterschiedlichen Verkehrsmittel umgeschlagen wird, ohne sie zu löschen, hat sich nicht nur bewährt: Die sinnvolle Verlagerung von Straßentransporten auf modale Alternativenwie den Bahn- oder Schiffsverkehr ist und bleibt eines der wichtigsten Ziele unserer Zeit – um Verkehrsprobleme auf der Straße einerseits sowie ökologische Ziele des Gütertransports andererseits zu adressieren. Für Dietmar Flohs, Chief Technical Product Manager bei der PTV Group, eines der zentralen Themen seiner Arbeit.

„Globale Warenströme und stetig steigende Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der bestehenden Transportsysteme stehen im Spannungsfeld zwischen der durch die Politik vorgegebenen klimapolitischen Ziele zur ökologischen Verträglichkeit und der gleichzeitigen monetären Transportkosteneffizienz“, sagt Flohs. „Ziel ist es, Transporte schneller, flexibler, kostengünstiger, umweltfreundlicher und im Speziellen auch einfacher zu realisieren – eine große Herausforderung und die Erwartung vieler, die mitten in einer globalisierten Welt leben.“

Florian Krietsch, Senior Project Manager bei der PTV Group, ergänzt: „Mit dem intermodalen Verkehr lassen sich die Attribute Umweltverträglichkeit und Kosteneffizienz sehr gut verbinden. Jedoch bestehen Stand heute immer noch hohe Hürden in der Sichtbarkeit, der Flexibilität und nicht zuletzt in der Akzeptanz des intermodalen Verkehrs.“

Was muss für eine intermodale Verlagerung von Transporten erfüllt sein?

Krietsch weiß: „Zunächst muss die Offenheit für eine modale Verlagerung und für den damit verbundenen Mehraufwand bei der Organisation der Transportkette gegeben sein. Zudem bedarf es einer engen Zusammenarbeit mit verschieden intermodalen Akteur*innen der Kette.“

Viele Transporte finden schon immer ausschließlich auf der Straße statt, die Transportzeiten und -kosten sind bekannt, warum sollte sich dies ändern? Die Transportbranche braucht schlichtweg die Möglichkeit, sinnvolle und wettbewerbsfähige intermodale Verbindungen zu finden. Für die Bestimmung möglicher modaler Optionen je Transportabschnitt und darüber hinaus die Orchestrierung der einzelnen Abschnitte sind Datenverfügbarkeit und -aktualität sowie planerische Kompetenz die wesentlichen Voraussetzungen.

Heutige – intermodale – Herausforderungen

Dabei steht bei heutigen Herausforderungen an das intermodale Transportwesen nicht allein das Transportangebot im Vordergrund. Im Fokus ist auch der Wettbewerb zwischen den Verkehrsmodalen wie auch zwischen den Dienstleistungsunternehmen. „Die Beteiligten sperren sich oftmals gegen eine weitgehende Transparenz der Angebotsstrukturen. Oder sie lässt sich technisch nicht umsetzen“, so Krietsch. „Und die neutrale Übersicht, z. B. des deutschen-, wie auch des europäischen Transportangebots ist daher häufig nicht möglich.“

Stand heute existiert keine zentrale Verfügbarkeit für alle relevanten intermodalen Daten: Insbesondere sind die Fahrpläne der intermodalen Dienste nicht zentral vorhanden. Auch für einzelne Modale, z. B. Bahn oder Binnenschiff, besteht dieses Angebot nicht. Vielmehr existiert eine heterogene IT-Landschaft der Anbieter*innen mit unterschiedlichen IT–Schnittstellen und Reifegraden der IT-Dienste. Vom Fahrplan, der als Bilddatei auf einer Anbieter-Website dargereicht wird, und dies auch nur in der Landessprache, bis hin zur fortschrittlichen Webservice-Schnittstelle, die Nutzer*innen mit aktuellen Fahrplänen, Statusinformationen versorgt und die Buchung von Diensten erlaubt.

Die heutige Ist-Situation erfordert daher zur Planung und Durchführung wettbewerbsfähiger intermodaler Transportketten einschlägige Kenntnis und Spezialisierung im Bereich der Intermodalität.

Was sollte sich ändern in Sachen ‚intermodal‘?

Insbesondere der Verladermarkt erwartet eine einfache Handhabung und zentrale Verfügbarkeit der Transportangebote von verschiedenen Anbietern.

Punkt 1: Sichtbarkeit und Verfügbarkeit

Mit zunehmender Digitalisierung des Transportangebots wird die Sichtbarkeit intermodaler Dienste signifikant gestärkt. Krietsch erklärt: „Durch die zunehmende Digitalisierung eröffnen sich natürlich neue Möglichkeiten, das bestehende Angebot einheitlich darzustellen und vergleichend zu betrachten. Verlader können heute ihre Transporte auf der Straße planen und einen neutralen Vergleich gegenüber möglichen intermodalen Alternativen anstellen. Jedoch sollten intermodale Informationen zentral konzentriert verfügbar oder über eine einheitliche Schnittstelle zugänglich sein.

Punkt 2: Intermodal als gängige Praxis und Maximierung der intermodalen Effekte

Bild einer intermodalen Routenauskunft
Die intermodale Routenauskunft erleichtert das Umschlagen der Ladeeinheit.

Wesentlich ist dabei: Die intermodale Alternative sollte nicht nur im Sonderfall abgefragt werden, sondern automatisch Bestandteil jeder Transportplanung sein. Dies impliziert die Integration des intermodalen Transportangebots in die Standardprozesse der transportlogistischen Planung. Mit zunehmender Integration in diese Planung lassen sich weitere Effekte ermöglichen“, ergänzt Krietsch. „Zum Beispiel die Bündelung von verschieden Transportaufträgen eines oder mehrerer kooperierender Verlader, die Buchung auf vordefinierten Netzlinien oder die durchgehende Optimierung der gesamten Transportkette.“

Punkt 3: Dynamische Systeme

Im Straßengüterverkehr sind Informationen zu prognostizierter Ankunftszeit, Fahrzeugposition und Event-Daten heute flächendeckend verfügbar. Ein gleicher Anspruch sollte auch für die Verkehrsmittel der anderen Verkehrsmodale gelten. Dynamische, aktuelle Daten von fahrplanbasierten Diensten gelten als Voraussetzung für die Umbuchung bei Verspätungen oder geänderten Auftragsparametern.

Perspektive für digitale Intermodalität

Bei den Perspektiven der digitalen Intermodalität sind sich die beiden Logistik-Experten der PTV einig: Der Druck auf die intermodalen Dienstleistungsunternehmen im Hinblick auf die Digitalisierung des Transportangebots wird – zu Gunsten von Verladern und möglichen Transportmengen – weiterwachsen. Zukünftig trägt die Digitalisierung dazu bei, das bestehende Angebot maximal auszunutzen. Sie schafft gleichzeitig Anreize für intermodale Anbieter*innen, ihr Angebot weiter auszubauen.

Viele Unternehmen haben die Handlungsnot erkannt und engagieren sich bereits aktiv in Richtung Digitalisierung. Sebastian Ruckes, Manager Business Development bei TX Logistik, berichtet: „In aktuellen Projekten wie im EU-Projekt ‚FENIX‘ zeigen wir den digitalen Informationsfluss von Fahrplänen integriert in eine Modus-übergreifende Transportplanung im Korridor Rotterdam-Genua. Hier fließen schon heute das Know-how und die digitale Kompetenz aller Projektpartner, wie die PTV Group und der TX Logistik, ein.“

Nicht nur in Zukunft, sondern schon heute steht der Intermodale Verkehrs ganz im Zeichen der Digitalisierung. Sie wird zum Antreiber der Sichtbarkeit der intermodalen Dienste, der Effizienzsteigerung, der Transportkostensenkung und der modalen Verlagerung allgemein. Unternehmen wie die PTV Group unterstützen mit moderner Software, wie dem PTV Route Optimizer,  und Technologie diesen Weg der Intermodalität.

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