Wenn sie nicht selbst kochen, gehen die Deutschen gerne zum Essen aus. Der deutsche Markt für Lieferservice im Bereich der Gastronomie hinkt im internationalen Vergleich hinterher: Betrachtet man die Anzahl von Suchanfragen pro Einwohner, führt Belgien die Top 10 der Besteller-Länder an, gefolgt von den USA und Australien. Deutschland findet sich nicht unter den ersten zehn Rängen. Aber die Anzahl an Bestellanfragen ist in den letzten Monaten weltweit gestiegen. Zum einen aufgrund mangelnder Alternativen während der Zeit des Lockdowns. Zum anderen: Convenience Food, vorgefertigte Lebensmittel, bei denen der Nahrungsmittelhersteller bestimmte Verarbeitungsstufen vorab übernimmt, ist im Kommen: Der Lieferservice auch fertiger Menüs als echte Option hat sich im Bewusstsein der Konsumenten festgesetzt. Statistiken prognostizieren einen Anstieg des jährlichen Umsatzes pro Person seit 2017 um mehr als fünfzehn Euro auf 81,6 Euro bis 2024.
Natürlich verzeichnen die Anbieter Corona-bedingt auch massive Einschnitte im Gastronomiesektor – während der Wettbewerb der Anbieter mit Lieferservice wächst. Die Verluste durch geschlossene Restaurants lassen sich nicht unbedingt durch Lieferservice ausgleichen. Wie wichtig ist er dennoch? Und welche Rolle spielen dabei Geodaten?

Rudi Röder, Director Delivery bei McDonald’s Deutschland LLC, beantwortet diese und mehr Fragen im folgenden Interview. Er arbeitet seit 25 Jahren bei dem weltweit bekannten Unternehmen, das hierzulande insgesamt rund 1.450 Restaurants betreibt und als größtes Unternehmen der Systemgastronomie in Deutschland gilt. Seit 2017 ist Rudi Röder für den Lieferservice verantwortlich.

Rudi Röder, McDonald's
"Die Rückmeldungen insbesondere in den sozialen Medien bestätigen uns: ‚Endlich liefert McDonalds!‘. Wir haben mit dem Konzept eines eigenen Lieferservice die Basis geschaffen, diesen Service immer mehr Gästen anbieten zu können. Dabei waren professionelle Geodaten, GIS und eine sehr gute Beratung eine extrem wichtige Grundlage. Dadurch konnten wir uns von Anfang an richtig aufstellen. Unsere Gäste sind begeistert und das sieht man auch täglich in den Bewertungen." Rudi Röder, Director Delivery bei McDonald's Deutschland LLC.

Was bringen Geodaten grundsätzlich für den Lieferservice?

Natürlich sind Geodaten unerlässlich, wenn es um die Überlegung geht, wo das Angebot von Lieferservice für unsere Restaurants Sinn macht. Für die Entscheidung ‚Delivery – ja oder nein‘ müssen wir das Umfeld des Restaurants kennen. Da rücken die unmittelbaren Anwohner in den Fokus. Das ist von der Betrachtungsweise her ein völlig anderer Kundenkreis als bei der Einrichtung anderer Services. Geodaten liefern dafür wertvolle Informationen. So geben sie Aufschluss über das zu erwartende Bestell-Potenzial. Schließlich gilt es, auch im Restaurant die entsprechenden Kapazitäten an Mitarbeitern und Fahrzeugen bereitzuhalten.

Gibt es in Ihrer Branche besondere Erkenntnisse zu demografischen Aspekten: Single-Haushalte, Alter der Konsumenten?

McDonald‘s hat eine sehr heterogene Gästestruktur. Einerseits stehen die Familien für ein großes Potenzial, aber auch ‚Teens & Twens‘ sowie die sogenannten ‚Working Adults‘ stellen bedeutende Zielgruppen dar. Unsere Gäste sind mit uns erwachsen geworden. McDonald‘s gibt es ja in diesem Jahr in Deutschland bereits seit 50 Jahren!
In Ballungsgebieten steigt im Regelfall der Anteil der Singlehaushalte, die unser Angebot nutzen. Aber der Warenkorb fällt bei ihnen kleiner aus als bei Familien: Daher sind sozio-demographische Daten ein wichtiges Hilfsmittel, um die Signifikanz von Einflussfaktoren wie Haushalts- oder Altersstruktur etc. zu bestimmen. Ihr Geodaten-Tool bietet die Möglichkeit, genau solche Werte zu analysieren. Wir betrachten dabei die sogenannte ‚Wohnbevölkerung‘, da Essen überwiegend nach Hause geliefert wird. Sie hat insofern den größten Anteil an der Nutzung des Lieferservice.

Was sind die Auswirkungen der Coronapandemie auf Ihr Geschäftspotenzial und Ihre Geschäftsentwicklung?

Wir freuen uns, wie erfolgreich wir in den Restaurants sind, in denen wir Lieferservice anbieten. Und wir sehen das enorme Wachstumspotenzial, das sich hier bietet: nicht nur durch Marktwachstum, sondern vor allem durch Flächenabdeckung. Durch die Präsenz eines McDonald’s Lieferservice. Je mehr Gästen wir einen Lieferservice anbieten können, desto mehr Marktpotenzial erschließen wir uns.

Haben sich auch die soziodemografischen Aspekte während der Corona-Zeit verändert?

In der Anfangsphase, in der viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zum Homeoffice wechselten, gab es natürlich eine gestiegene Nachfrage nach Lieferservice. Aber trotz zwischenzeitlicher Lockerungen und der Öffnung im Gastronomiebereich bleibt die Nachfrage nach Lieferservice konstant: Unsere Gäste genießen die Option, sich ihre McDonald’s-Lieblingsprodukte einfach und bequem zu bestellen und sich diese schnell und unkompliziert liefern zu lassen. Interessant ist es, nun zu analysieren, ob sich Korrelationen von sozio-demographischen Aspekten und dem konkreten Kundenverhalten durch Corona verschoben haben und wie wir dies ggf. in unsere Planungen mit einfließen lassen müssen.

Inwiefern lässt sich die Planung für einen Lieferservice in Ihrer Branche mit Geodaten optimieren?

Wenn es um die Standortplanung für den Lieferservice geht, sind zwei Aspekte wichtig: Geschwindigkeit und Qualität! Um dies zu optimieren, haben wir pro Restaurant zunächst Polygone berechnen lassen: Diese zeigen, wie weit ein Lieferfahrer in einer vorgegebenen Zeit kommt und welche Größe des Liefergebiets sich dadurch ergibt. Aufgrund der berechneten Polygone können wir dann die Anwohnerzahl ermitteln. Das war zu Beginn eine Dienstleistung der DDS GmbH, eine Tochtergesellschaft der PTV Group. Es folgt die Berechnung der Fahrzeitenpolygone für Lieferungen mit dem Fahrrad, dem Auto oder einem Scooter. Daraus ergibt sich das konkrete Potenzial für Liefergebiete in Abhängigkeit von verschiedenen Fahrzeug-Optionen. Wie viele Leute kann ich im Rahmen meiner internen Standards, das heißt, im Rahmen meiner definierten Service- und Qualitätskriterien erreichen? Im zweiten Schritt erfolgt die Kapazitätsplanung: Welche Lieferservice-Kapazitäten, also Fahrer und Fahrzeuge, benötige ich konkret vor Ort, um diese Standards auch jederzeit für alle Bestellungen gewährleisten zu können? Geodaten liefern hier einen wesentlichen Beitrag, um diese Fragen zu beantworten.

Geomarketing: Wie weit kommt ein Lieferfahrer in einer vorgegebenen Zeit und welche Größe des Liefergebiets ergibt sich dadurch?
Geomarketing: Wie weit kommt ein Lieferfahrer in einer vorgegebenen Zeit und welche Größe des Liefergebiets ergibt sich dadurch?

Mit welchen Lösungen lassen sich diese Fragestellungen am besten umsetzen?

Natürlich benötigen Sie ein professionelles GIS-Tool, also eine Software für geografische Informationssysteme. Dieses und zusätzlich ein Paket mit entsprechenden Geodaten machten uns eine Analyse der Standorte nach soziodemografischen Kriterien erst möglich. Was wir zunächst als Dienstleistung der DDS/PTV bezogen haben, setzen wir mittlerweile selbst um. Entsprechende Beratung und Schulung der PTV-Berater haben uns wirklich sehr gut unterstützt. In der täglichen Arbeit hilft uns jetzt das gut strukturierte Manual. Ich arbeite gerne mit PTV zusammen. Und der Support funktioniert auch bei besonderen Anfragen, die über die normale Anwendung des Systems hinausgehen, sehr gut. (Röder schmunzelt.)

Wie sehen Sie die Entwicklung des Delivery Marktes in Zukunft?

Für McDonald’s sehe ich zunächst ein großes Potenzial in der Flächendeckung, also ein Wachstum durch weitere schon bestehende Restaurants, die zusätzlich Lieferservice anbieten. Daher freue ich mich in den nächsten Jahren natürlich auf die weitere Zusammenarbeit mit PTV.

Ihr Resümee?

Entscheidungen sowohl für die Gäste als auch für das Unternehmen müssen auf eine solide Basis gestellt werden. Es geht ganz einfach um einen schnellen und freundlichen Service, um Produkte in ausgezeichneter Qualität und natürlich um die Wirtschaftlichkeit. In diesem Kontext geben mir die verwendeten Lösungen und eure Beratung eine gute Indikation, auf welche Kapazitäten und Zahlen wir uns einstellenmüssen. Zusammengefasst: Ich fühle mich bei euch in guten Händen!

Potenzial vorhanden: PTV-Karten & Daten

Erschließen Sie anhand von Geodaten und Geografischen Informationssystemen (GIS) das volle Potenzial für Ihr Unternehmen!

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